Ludwigshafen – „Anne-Marie ist eine Frau, aber aus Gründen der Distanz und Allgemeingültigkeit wünsche ich, dass diese Figur von einem Mann interpretiert wird.“ – so schreibt die bekannte französische Autorin Yasmina Reza über ihr Stück Anne-Marie die Schönheit.
Der Theatermonolog, der am Dienstag, 18.10.2022 um 19.30 Uhr in Peter Carps einfühlsamer Inszenierung des Theaters Freiburg / EURO-Studio Landgraf im Bühnenbild von Kaspar Zwimpfer zu sehen ist, gibt den Zuschauern tiefgründige Einblicke in das Seelenleben der gealterten Schauspielerin Anne-Marie. Auf der Bühne eine eher unauffällige Darstellerin, der die Hauptrollen versagt waren, wurde sie von den interessanten Männer nicht beachtet. Stattdessen langweilte sie sich mit ihrem eher durchschnittlichen Mann und zog einen missratenen Sohn groß. Immer stand sie im Schatten der schönen Giselle, der scheinbar alles im Leben geglückt ist. Und dennoch – am Ende sitzt auch diese einsam in ihrer Wohnung und trauert vergangenen Zeiten nach.
In ihrem großartigen Text gibt Yasmina Reza all jenen eine Stimme, die sonst kaum wahrgenommen werden. In ihrer würdevollen Rückschau auf ein bescheidenes Dasein, ihrem Witz, ihrer Beobachtungsgabe und Originalität strahlt Anne-Marie eine Chuzpe und Lebensfreude aus, die ihresgleichen sucht. Und vermittelt ganz nebenbei Wissenswertes über die Hintergründe des Theaterspiels und eine Ära, in der die großen Theaterdiven noch Stars waren.
Dass dieser Theaterabend zu einem solch durchschlagenden Erfolg wird, hat nicht zuletzt etwas mit der Besetzung zu tun. Robert Hunger-Bühler gestaltet den Text subtil und feinsinnig zu einem Fest der Schauspielkunst. Anrührend, zerbrechlich, immer in der Schwebe zwischen Tragik und Komik rückt dieser Schauspieler im beigefarbenen Kostüm (Gabriele Rupprecht) die ewige Nebenrolle auf beeindruckend melancholische Weise in den Mittelpunkt des Geschehens. Eine zarte Rekapitulation eines keineswegs so unglücklichen Lebenswegs im Angesicht des Todes.
Einheitspreis 31 € / ermäßigt 23 € Kartentelefon 0621/504 2558
Quelle: Theater im Pfalzbau Ludwigshafen
