Speyer – Am Freitagnachmittag, 23.06.2023, fand vor dem Speyerer Dom die traditionelle Übergabe des „Weinzehnts“ aus Kirrweiler statt. Zum 13. Mal hatten die Südpfälzer eine Weinfuhre von ihrer Heimat aus per Traktor und auf dem letzten Stück traditionsgemäß mit Pferdefuhrwerk zur Kathedrale in der Domstadt transportiert.

Begleitet wurde die Kutsche von einer Abordnung der Ortsgemeinde mit dem Kirrweiler Bürgermeister Rolf Metzger, Weinprinzessin Sina I., Pfarrer Peter Nirmaier und Pfarrer Gerd Babelotzky. Insgesamt 276 Flaschen Grauburgunder übergab die Kirrweiler Delegation als „Weinzehnt“ an die Speyerer Bischöfe.

Zum Gefolge aus der Südpfalz gehörten auch wieder „Gertrud von Kerrweiler“ (Louisa Weis) und „Georgius, Verwalter des göttlichen Weinkellers“ (Georg Weis), die in historische Gewändern gekleidet im Domnapf stehend, Bischöfe und Publikum zur Zeremonie herbeiriefen. Im Zwiegespräch animierten sie die Menschen, über die Kirche nachzudenken, die es in diesen Tagen schwer hätte. Deren Größe jedoch darin bestünde, Menschen zusammenzubringen und von Versöhnung, Freundschaft und Trost zu sprechen. Sie munterten die Menschen auf, aus dem Kleinen etwas Großes zu schaffen und an die Gemeinschaft zu denken, denn „wenn ihr nicht zusammensteht, kann auch nichts passieren.“ Sie luden am Ende ihres Spektakels die Bischöfe ein, bei der nächsten Weinlese die Gummistiefel anzuziehen und nach Kirrweiler zur Ernte zu kommen.

Auf dem Domplatz (v.l.) Bürgermeister Rolf Metzger, Weihbischof Otto Georgens, Winzer Christian Hartmann, Weinprinzessin Sina I. (Foto: Klaus Landry)
Auf dem Domplatz (v.l.) Bürgermeister Rolf Metzger, Weihbischof Otto Georgens, Winzer Christian Hartmann, Weinprinzessin Sina I. (Foto: Klaus Landry)

Bischof Wiesemann begrüßte die Delegation herzlich in Speyer und dankte, dass die Tradition der Weinzehntübergabe gepflegt und die Verbundenheit des Bistums mit Kirrweiler seit Jahrhunderten besteht. Er betonte, dass im Wein selbst bereits das Verbindende stecke:

„Was wir jetzt brauchen ist Gemeinschaft, über alle Schichten hinweg. Der Wein steht für dieses Miteinander und die Menschlichkeit, das ist die frohe Botschaft.“

Bischof Wiesemann

Er dankte für den Wein, den er gerne auch an andere verschenke.

Weihbischof Otto Georgens fasste in drei Gedanken zusammen, was der Wein für ihn ausmache:

„Wein macht schön. Wein macht glücklich. Wein macht friedlich und gelassen.“

Weihbischof Otto Georgens

In den Weindörfern sehe er die Schönheit, im vertrauten Geschmack des Weins das Glück und im angenehmen Rausch, der den Wein verursacht, die Gelassenheit. Er bedankte sich für die Weinfuhre und dafür, dass er mit dem Wein auch anderen Menschen eine Freude machen dürfe.

Bürgermeister Rolf Metzger übergab den Bischöfen die Urkunde mit allen Informationen zum diesjährigen Zehntwein. Er betonte, dass der diesjährige Wein etwas sehr Besonders ist.

„Zwar haben wir dieses Jahr weniger Wein mitgebracht, dafür ist dieser umso besser.“

Bürgermeister Rolf Metzger

Er wünschte den Bischöfen viel Freude mit dem Grauburgunder, den die Kirrweilerer immer gerne freiwillig lieferten. 

Nach Ankunft der Delegation aus der Südpfalz (v. l. n. r.) Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Weihbischof Otto Georgens, Pfarrer Peter Nirmaier, Bürgermeister Rolf Metzger, Weinprinzessin Sina I. (Foto: Klaus Landry)
Nach Ankunft der Delegation aus der Südpfalz (v..l.) Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Weihbischof Otto Georgens, Pfarrer Peter Nirmaier, Bürgermeister Rolf Metzger, Weinprinzessin Sina I. (Foto: Klaus Landry)

Weinprinzessin Sina I. absolvierte mit der Weinzehntübergabe am Freitagnachmittag ihren ersten öffentlichen Auftritt und lud kurzerhand die Menschen zum Festprogramm des diesjährigen Weinzehnts nach Kirrweiler ein. Sie freue sich heute in Speyer und zum Start des Festprogramms des Weinzehnts Kirrweiler am 30. Juni mit allen anstoßen zu dürfen.  

In diesem Jahr stammt der „Zehnt-Wein“, ein 2022er Grauburgunder aus dem Kirrweiler Weingut Hartmann.

„Durch den tollen Sommer ist der Wein dieses Jahr sehr fruchtbetont, hat wenig Säure und punktet durch seinen vollmundigen und aromatischen Geschmack.“

Winzer Christian Hartmann

Die zweimal 138 Flaschen wurden als Geschenk der Gemeinde Kirrweiler an die Speyerer Bischöfe übergeben. Musikalisch umrahmt wurde die Weinzehntübergabe von den Original Sankt Martiner Weinschlauchdudler.

Zur Geschichte des Weinzehnts
Der Weinort Kirrweiler an der Südlichen Weinstraße war zu Feudalzeiten Oberamt und Sommerresidenz der Fürstbischöfe des alten Bistums Speyer. Auf Anregung von Bürgermeister Metzger wurde 2011 - anlässlich des 950-jährigen Domweihjubiläums - an die alte Tradition des „Weinzehnts“ neu angeknüpft, bei der dem bischöflichen Landesherrn der „Zehnte“ des Weinertrages abgeliefert werden musste. Der Weinzehnt ist eine Naturalabgabe auf die Weinernte im bischöflichen Weinberg in der Kirrweilerer Gemarkung „in den Flegeläckern“. In früheren Jahrhunderten wurde der Weinzehnt im fürstbischöflichen Zehntkeller in Kirrweiler entrichtet, dort ausgebaut und anschließend nach Speyer gebracht. Heutzutage bringen die Kirrweilerer den trinkfertigen Wein direkt zu den Bischöfen nach Speyer.

Quelle: Bistum Speyer