Speyer – Speyer ist weltweit die einzige Stadt, die sich sowohl mit einem christlichen (dem Dom) wie auch mit einem jüdischen UNESCO-Welterbe (den SchUM-Stätten) schmücken kann. Beide, der Dom wie auch die SchUM-Stätten im Judenhof, liegen in Sichtweite nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. 

Da macht ein gemeinsames Besucher- und Informationszentrum sehr viel Sinn, dachte man sich in Speyer. So kam es zwei Tage vor Weihnachten 2022 zu einem Treffen von Stadt und Domkapitel. Speyers Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler bewertet das Treffen als sehr, sehr positiv. Das bestätigt auch Friederike Walter, die beim Domkapitel für das Kulturmanagement zuständig ist. Der nächste Schritt sei, so Frau Walter, eine domkapitelinterne Beratung und Beschlussfassung, bevor dann von Stadt und Domkapitel eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden kann. Ein möglicher Standort des gemeinsamen Besucherzentrums könnte südwestlich vom Dom sein, wo jetzt das Infocenter des Doms steht.

Die Auszeichnung der Speyerer SchUM-Stätten als Welterbe hat die Besucherzahlen im Judenhof in der Kleinen Pfaffengasse 20/21 in die Höhe schnellen lassen. 

Hier, im Judenhof, sind die sichtbaren SchUM-Schätze der Stadt zu bestaunen. Am beeindruckendsten ist sicherlich das 1120 errichtete jüdische Ritualbad, das im Hebräischen Mikwe genannt wird. Der Zugang zum Badeschacht mit dem „lebenden“ Wasser erfolgt über ein steinernes Treppenhaus, das in zehn Meter Tiefe führt. Diese Mikwe ist die älteste ihrer Art nördlich der Alpen und zählt auch zu den besterhaltenen.

Neben der Mikwe finden sich die Überreste der um 1100 von christlichen Handwerkern begonnenen Synagoge. Das benachbarte Museum SchPIRA informiert im Detail über die jüdische Geschichte  Speyers, über die Synagoge, die Mikwe und die nicht mehr vorhandene jüdische Wohnbebauung und den ebenfalls zerstörten jüdischen Friedhof. Einige Original-Grabsteine des Friedhofs sind aber erhalten und werden im Museum gezeigt. Ebenso der sogenannte „Schatz von Lingenfeld“ aus der Zeit um 1340 bis 1349. Dieser zeigt kostbare Besitztümer, die der jüdische Besitzer wohl vor plündernden Christen verstecken wollte. 

Wie sehr sich die Stadt für ihr großes jüdisches Erbe und für ein gemeinsames, tolerantes Miteinander in der Neuzeit engagiert, das belegen auch die Führungen, die von der Tourist-Info zu diesem Thema angeboten werden.  


Quelle: gika-press Giesbert Karnebogen