Speyer – Seit dem 27. November 2023 wird der Aufbau der großen Krippenlandschaft im Dom vorbereitet. Zum Beginn ist allerdings noch nicht viel zu sehen. Nur eine Absperrung am Anfang des südlichen Seitenschiffs macht aufmerksam, dass hier etwas Großes entsteht. Fertiggestellt wird die Krippe im Dom ganz traditionell erst an Heiligabend, so dass für den Aufbau noch etwas Zeit bleibt.

Den Anfang der Aufbauarbeiten machen immer die Bühnenelemente, die nach hinten aufsteigend angeordnet werden und die Grundlage für die Szenerie bilden. Dahinter steht ein eigens für die Speyerer Domkrippe gestalteter Hintergrund mit leuchtendem Sternenhimmel. Am Montag nach dem 1. Advent kommt die große Geburtshöhle auf die Podeste. Um diese herum werden Pflanzen angeordnet. Die größten von ihnen sind zwei mehr als 40 Jahre alten Olivenbäume, die dem Dom vor einigen Jahren gestiftet wurden. Sie stehen das Jahr über im Garten von Domsakristan Markus Belz und werden jedes Jahr aufs Neue im Winter zum Dom verbracht. Belz gestaltet seit vielen Jahren zusammen mit seinem Kollegen Michael Flörchinger die Krippenlandschaft. 

Eine weitere Etappe des Aufbaus ist die Gestaltung des Untergrunds mit Erde und Sand. Moos, Kiesel- und Sandsteine sowie verschiedene mediterrane Pflanzen komplettieren Stück für Stück die Krippenlandschaft. Immer dabei ist ein Wasserlauf und seit 2022 Jahr auch ein Brunnen. In den Tagen unmittelbar vor Weihnachten werden ein paar Tierfiguren aufgestellt, von denen vor allem die beiden Elefanten für leuchtende Kinderaugen sorgen. Vollendet wird die Krippe am 24. Dezember, wenn die Heilige Familie dort Einzug hält. 

An den Weihnachtstagen und vor allem zwischen den Jahren gehört die Krippenlandschaft im Speyerer Dom zu den Hauptanziehungspunkten im Dom. Viele Eltern und Großeltern kommen mit ihren Kindern und Enkeln, um die große Krippenlandschaft zu bestaunen, so dass hier mitunter ein regelrechtes Gedränge herrscht. Zwar sind die Figuren seit vielen Jahren dieselben, die Szenerie und Anordnung werden immer wieder ein bisschen verändert. Wie genau die fertige Krippe aussieht wissen die Krippenbauer Belz und Flörchinger zu Beginn des Aufbaus noch nicht.

„Das muss erst werden. Die Ideen kommen während der Arbeit“. 

Markus Belz
Die Speyerer Domkrippe (Quelle: Domkapitel Speyer / Foto: Klaus Landry)
Die Speyerer Domkrippe (Quelle: Domkapitel Speyer / Foto: Klaus Landry)

Gestaltung und Symbolgehalt der Krippe

Bereits die Gestaltung der Landschaft besitzt einen hohen Symbolgehalt und weist auf das Kommen des Heilands hin. Das Wasser steht für die Jesus als Quelle des Lebens, ein Lagerfeuer für Christus als Licht der Welt. Die Materialien und die Bepflanzung nehmen Bezug auf die Gegend um Bethlehem und der Stall ist in einer Art Felsenhöhle untergebracht.

Mit jeder einzelnen Figur der Krippe verbindet sich eine besondere Aussage. Die Hirten waren als Menschen vom Rand der Gesellschaft die ersten Glaubenszeugen. Sie stehen gleichzeitig für die drei Lebensalter der Menschen. Diese finden wir auch bei den Heiligen drei Königen, die darüber hinaus zusammen mit ihren Reittieren die drei Erdteile verkörpern.

Die Anordnung der Figuren wird, dem Bericht der Evangelien folgend, in der Weihnachtszeit mehrfach verändert, zum Beispiel wenn die Heiligen Drei Könige dem Jesuskind ihre Ehrerbietung erweisen. Das Verändern der Krippe mit dem Bewegen und Ergänzen von Figuren steht dabei in der Tradition der Krippendarstellungen, die von Anfang an nicht statisch gedacht waren, sondern entsprechend der biblischen Erzählung immer wieder verändert wurden. 

Die Geschichte der Speyerer Domkrippe

Die Grundausstattung der Speyerer Domkrippe mit der Heiligen Familie schnitzte in den 1920er-Jahren der Münchner Bildhauer Otto Zehentbauer. Der Münchner Professor an der Akademie der Bildenden Künste war bekannt für seine Hochaltäre und Kirchenkreuze. Nach seinem Kriegseinsatz 1918 schuf er Krippen für zahlreiche Gotteshäuser; so auch für den Dom zu Aachen. Zehentbauers Figuren zeigen eine große Vielfalt und Ausdruckskraft. Sie sind mit viel Liebe und Sorgfalt geschnitzt. Kleinigkeiten sind exakt herausgearbeitet, dadurch wirken die Figuren lebensnah und natürlich. Ergänzt wurde die Krippe später durch einige Figuren des Bildhauers Filip Piccolruaz aus St. Ulrich im Grödner Tal (Tirol). Er schnitzte unter anderem Reittiere für die drei Weisen: ein Dromedar, einen Elefanten mit Treiber sowie ein Pferd mit Pferdeführer. 

Öffnungszeiten
Die Krippe im Speyerer Dom wird vom 24. Dezember bis zum 2. Februar zu sehen sein. Der Dom ist werktags von 9 bis 17 Uhr, samstags von 9 bis 18 Uhr und an Sonntagen von 12 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet. An den Feiertagen gelten jeweils eingeschränkte Öffnungszeiten. Während der Gottesdienste ist keine Besichtigung möglich.

Quelle: Bistum Speyer