Ludwigshafen – 19 aufregende Tage mit interessanten Filmen und Gesprächen liegen hinter uns, wenn das Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein am Sonntag die letzte Vorstellung spielt. Voraussichtlich ca. 108.000 Kino-Tickets werden dann verkauft worden sein. Damit knüpft das Festival an die Besucherzahlen vor der Pandemie von 2019 an und festigt seinen Ruf als zweitgrößtes Publikumsfestival Deutschlands.

„Ein großartiger Erfolgt für den eigentlichen Zweck des Festivals, nämlich die intensive Nutzung des Festivals auch als Volksfest aber der besonderen Art, sagen wir ruhig der anspruchsvollen Art. Diese Nutzung als Treffpunkt für die Stadt und die Region, als Gelegenheit der Kommunikation, des Austausches, die kann man gar nicht hoch genug einschätzen in unserer Zeit und deshalb nur mit besonders großer Freude begrüßen! Unter dem Vorzeichen der Kunst treffen und versammeln wir uns nämlich anders als unter dem Zeichen von Shoppengehen oder Arbeiten. Konzerte, welcher Art auch immer, Bilder und Bildräume, die man erlebt, das Geschichtenerzählen, ob auf der Leinwand oder am Nachbarzaun – all diese Erfahrungen machen wir gemeinsam, jenseits jeder Nützlichkeit aber von tiefem Nutzen, nämlich für das Soziale unseres Lebens. Kulturpolitik ist Sozialpolitik, nur noch effektiver.“

Festival-Intendant Dr. Michael Kötz

Samstagabend wurden die Preise im Rahmen einer Galaveranstaltung vergeben, zu der über 1.000 Gäste in Zeltkino B erwartet wurden. Vergeben wurden von der diesjährigen Jury – Petra K. Wagner, Martin Enlen und Pit Rampelt – der „Filmkunstpreis“ in den Kategorien „Bester deutscher Film des Wettbewerbs“, „Beste Regie des Wettbewerbs“ und „Bestes Drehbuch des Wettbewerbs“ sowie der „Rheingold Publikumspreis“.

Das Publikum strömte auf die idyllische Parkinsel am Rhein wie vor der Pandemie. Schon am Vormittag waren die Fahrradständer besetzt und die Tische mit Rheinblick belegt. Einige Gäste verbrachten den ganzen Tag auf dem Festivalgelände und sahen sich gleich mehrere Filme hintereinander an. Dabei standen nicht nur die unterhaltsamen Komödien im Vordergrund, auch ernste Themen wie in „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ von Hans Christian Schmid über die Entführung von Jan Philipp Reemtsma oder „Wir haben einen Deal“ von Felicitas Korn über das Thema Kindesmissbrauch fanden große Zustimmung bei den Festivalbesuchern. „Sonne und Beton“ von David Wnendt oder „Roter Himmel“ von Christian Petzold begeisterte auch das junge Publikum.

„Es gibt immer Überraschungen mit dem Publikum. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich das Publikum über die Texte in der Illu oder unsere Trailer in Filme locke, die dann aber erst auf den zweiten Blick ihre Magie entfalten. Die Menschen sind dankbar dafür, weil sie sich neben der Unterhaltung sich auch inhaltlich mit aktuellen, relevanten Themen im Kino auseinandersetzten wollen. Es gibt Filmfestivals, vielleicht sind es sogar die Mehrzahl an Filmfestivals, die habe ihre Freude daran, vor allem jene zu erfreuen, die sich sehr speziell für Film interessieren, die sich darüber freuen können, zu den Auserwählten zu gehören, denen exquisite Filmwerke gar nicht speziell genug sein können, um den ganzen Effekt der exklusiven Dazugehörigkeit bei einem Kulturereignis feiern zu können. Ich gebe zu, ich hab da auch mal dazu gehört, getreu dem Motto des Satirikers F. W. Bernstein: „Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche“.

Heute denke ich anders. Es ist eher die schlechtere Seite der Kunst, wenn sie dafür benützt wird, mit dem Besitz an Kunstwerken oder dem Spezialverständnis von Kunst zeigen zu wollen, welch herausragend besondere Position man hat in der Gesellschaft. Wenn Kunst also benützt wird als Statussymbol, egal ob mit Geld oder ob mit Wissen. Aber es ist nur die eine Seite der Kunst, zugegeben mit langer Tradition, von den Fürstenhöfen bis heute. Die andere, die lebendigere Seite der Kunst war schon immer und ist heute mehr denn je, ihr Gebrauchswert: Das, was die Menschen singen und tanzen lässt, weinen und lachen und miterleben, manchmal auch aufwachen und grübeln, den Horizont erweitern lässt. Es ist die gesellschaftliche Seite der Kunst, die sie so wichtig macht. Und die Filmkunst kann von sich sagen, hier ganz vorn dabei zu sein, wenn es gilt, die Welt mit anderen Augen zu sehen, sie zu erkennen, sich vorstellen zu können, wie sie sein könnte, wenn sie anders wäre, gerechter, offener, herzlicher. Wir sind hier in Ludwigshafen auf der Parkinsel eine Art Volksfest, aber eben der Kunst des Geschichtenerzählens mit den wunderbaren Mitteln des Kinos. Vielleicht ist das das Geheimnis unseres Erfolgs.“

Festival-Intendant Dr. Michael Kötz

46 Begrüßungen auf dem „Roten Teppich“ organisierte das Festival 2023. Die Stars verbrachten bis zu einer Stunde im Rampenlicht und gaben geduldig Autogramm und standen für Selfies des begeisterten Publikums zur Verfügung.

93 moderierte Filmgespräche mit den Kreativen vor und hinter der Kamera fanden in den von den Kinosälen separierten Diskussionszelten statt. Wir schätzen gut 15.000 Menschen nahmen daran teil. Die von etablierten Filmkritikern geführten Diskussionsrunden – Julia Teichmann, Dr. Josef Schnelle und Rüdiger Suchsland – sind ein sehr wichtiger Bestandteil des Festivals, geschätzt von Publikum und Branche.

Das Festivalprogramm präsentierte in seiner 19. Ausgabe eine Auswahl von insgesamt 61 Produktionen, 14 davon konkurrieren im Wettbewerb um den begehrten Filmkunstpreis.

Im Jahr 2023 begrüßte das Festival über 350 Gäste aller Gewerke. Darunter waren die Ehrengäste/Jury Petra K. Wagner, Martin Enlen und Pit Rampelt, die diesjährigen Preisträger für Schauspielkunst Axel Milberg und Justus von Dohnányi, die Gewinnerin des Ludwigshafener Drehbuchpreis Dorothee Schön und der diesjährige Regiepreisträger Thomas Stuber. Weitere Gäste des Festivals: Carolin Otterbach, Josefine Preuß, Neda Rahmanian, Matthias Koeberlin, Maximilian Grill, Lars Kraume, Hansjörg Thurn, Rick Ostermann, Ulrich Matthes, David Ungureit, Aron Lehmann, Sönke Wortmann, Florian Gallenberger, Ulrich Tukur, Barbara Philipp, Jörg Himstedt, Martin Wuttke, Thorsten Merten, Franziska Meyer Price, Stefan Kuhlmann, Andrea Sawatzki, Stefan Grossmann, Oliver Mommsen, Christian Redl, Andreas Kleinert, Rainer Kaufmann, Hans-Christian Schmid, Claude Heinrich, Adina Vetter, Enno Trebs, Nastassja Kinski, Pepe Danquart, Peter Ott, Ute Holl, Sylwia Gola, Yann Mbiene, Christoph Bach, Burghart Klaußner, Doris Zander, Jan Kaiser, Lina Hüesker, Ronald Mühlfellner, Isa Willinger, Dror Zahavi, Stefan Weigl, Bless Amada, Ariane Krampe, Alice Gruia, Lou Strenger, Catrin Striebeck, Jan Fehse, Wolfgang Esser, Miguel Alexandre, Ulrike Folkerts, Lisa Bitter, Bernadette Heerwagen, Peter Espeloer, Annalena Schmidt, Lars Hubrich, Martin Rauhaus, Günther Maria Halmer, Felicitas Korn, Marie-Helene Schwedler, Patricia Aulitzky, Tomy Wigand, Aylin Öcal, Zoë Valks, Lara Mandoki, Neleesha Barthel, Christof Ritter, Ulrike Krumbiegel, Johanna Wokalek u.v.a.m.

Großer Beliebtheit erfreute sich auch dieses Jahr das „Kinderfilmfest“, wieder kuratiert von Rolf-Rüdiger Hamacher, das sechs Produktionen für unterschiedliche Altersgruppen präsentiert.

Weitere Highlights des 19. Festivals des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein waren bzw. sind die Lesung von Christian Redl aktuellem Roman „Das Leben hat kein Geländer“, die Sonderveranstaltung „Film & Wein“ (ausverkauft) sowie die von Festivalintendant Dr. Michael Kötz veranstaltete „Filmakademie für alle“, die sich wachsender Beliebtheit bei den Festivalgästen erfreut.

Das 20. Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein ist von Ende August bis Anfang September 2024 geplant.

Quelle: Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein