Berlin – Zum elften Mal legt der Fahrradclub die Ergebnisse des vom Bundesministerium für Verkehr geförderten ADFC-Fahrradklima-Tests vor. 213.000 Bürgerinnen und Bürger haben bundesweit die Zufriedenheit mit den Radwegen und das Sicherheitsgefühl auf der Straße bewertet.

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder ehrt heute die fahrradfreundlichsten Städte. Neu auf den ersten Plätzen ihrer Größenklassen sind Frankfurt und Tübingen. Aachen erhält einen Sonderpreis. Zunehmend positiv wird die Fahrradförderung in den Großstädten bewertet. Verbesserungspotenzial gibt es bei der Fahrradförderung in kleineren Kommunen und im ländlichen Raum sowie in allen Größenklassen beim „Miteinander im Verkehr“.

  • Die Zufriedenheit der Radfahrer verbessert sich leicht 
  • Zehn Städte über 500.000 Einwohner im Aufwärtstrend 
  • Hügelige Orte werden fahrradfreundlicher – bessere Infrastruktur und mehr Pedelecs
  • Zu schmale oder zugeparkte Radwege weiterhin problematisch
  • 70 Prozent der Befragten fühlen sich auf dem Rad im Straßenverkehr nicht sicher
  • Miteinander im Verkehr mit 4,05 bewertet – Herausforderung: Überholabstand

„Wir wollen die Attraktivität und Sicherheit des Radfahrens für alle Bürgerinnen und Bürger flächendeckend erhöhen. Viele Kommunen arbeiten bereits erfolgreich daran, die Bedingungen zum Radfahren in Deutschland zu verbessern. Die Gewinnerstädte des ADFC-Fahrradklima-Tests zeigen uns: Gute Maßnahmen vor Ort steigern spürbar die Zufriedenheit im Radverkehr. Besonders freut es mich, dass auch die Förderung des Bundes Wirkung zeigt und wir effektiv die zuständigen Länder und Kommunen dabei unterstützen, die Radverkehrsinfrastruktur auszubauen. Für mehr Zufriedenheit braucht es weiterhin die Anstrengungen aller Beteiligter – nicht nur in den Großstädten, sondern auch in kleineren Gemeinden und in ländlichen Regionen. Mit guter, möglichst getrennter Infrastruktur verbessert sich beispielsweise sowohl das Verkehrsgeschehen als auch das Miteinander – und das nicht nur auf dem Rad, sondern für alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer gleichermaßen.“ 

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder

„In fast allen Großstädten zeigt sich, dass Investitionen in den Radverkehr – in breite, sichere Radwege, Fahrradbrücken und Fahrradparkplätze – sofort für mehr Zufriedenheit unter den Radfahrern sorgen. Selbst hügelige Städte wie Tübingen und Auerbach im Vogtland haben es durch den konsequenten Ausbau der Radwegenetze – und die wachsende Beliebtheit von Pedelecs – geschafft, fahrradfreundlicher zu werden. Was uns weiter Sorgen macht, ist das Thema Sicherheit. Mehr als zwei Drittel der Radfahrer fühlen sich im Straßenverkehr nicht sicher. Am meisten stresst es, wenn Radwege zu schmal oder zugeparkt sind. Oder wenn man auf Straßen ohne eigenen Radweg mit zu geringem Abstand überholt wird. Das muss sich ändern: An Hauptverkehrsachsen und Landstraßen braucht der Radverkehr eigene, separate Führung, eingebunden in ein zusammenhängendes Radwegenetz. Dann klappt auch das Miteinander im Verkehr und die Verkehrssicherheit steigt. Damit sichere Radwege in den Städten und auf dem Land durchgängig gebaut werden können, brauchen die Kommunen Mut zur Veränderung und eine verlässliche, langfristige Förderung von den Ländern und vom Bund.“  

ADFC-Bundesvorsitzender Frank Masurat

Als Sieger des ADFC-Fahrradklima-Tests 2024 werden in ihren Größenklassen ausgezeichnet:

  • Frankfurt / Main verbessert sich deutlich und belegt Platz 1 vor Hannover und Bremen.
  • Münster verbessert sich weiter und bleibt auf Platz 1 vor Freiburg / Breisgau und Karlsruhe.
  • Erlangen bleibt auf dem 1. Platz. Darmstadt steigt auf. Oldenburg verteidigt den 3. Platz.
  • Tübingen verbessert sich erneut stark und überholt Nordhorn und Bocholt.
  • Baunatal verteidigt den 1. Platz, Meckenheim bleibt auf Platz 2. Ettlingen neu auf Platz 3.
  • Wettringen belegt zum dritten Mal in Folge den 1. Platz und erhält die beste Bewertung aller Größenklassen. Reken und Olfen folgen auf Platz 2 und 3.

In der Kategorie Aufholer erhalten folgende Städte mit den stärksten Verbesserungen gegenüber dem letzten ADFC-Fahrradklima-Test eine Auszeichnung: NürnbergBochumSiegenWittenRheinbach und Frankenberg / Eder

Den Sonderpreis „Miteinander im Verkehr“ erhält die Stadt Aachen. In Aachen wird das Miteinander im Straßenverkehr überdurchschnittlich gut bewertet (3,6) – sogar besser als die allgemeine Fahrradfreundlichkeit der Stadt (3,8).

Fahrradklima leicht verbessert – Großstädte im Aufwärtstrend

Die Gesamtbewertung des ADFC-Fahrradklima-Test 2024 liegt bei 3,92 – das ist 0,04 Bewertungsstufen besser als beim letzten Durchgang. Zehn von 15 Großstädten über 500.000 Einwohner haben sich in der Wahrnehmung der Radfahre signifikant verbessert. Nürnberg hat am meisten aufgeholt (+0,17) und punktet mit guter Akzeptanz der Radfahrer im Verkehr, mit fahrradfreundlichen Ampelschaltungen und der Qualität neuer Radwege. Dadurch mache das Radfahren in Nürnberg mehr Spaß und weniger Stress – so die Befragten. In Leipzig (+0,14) tragen eine effizientere Falschparkerkontrolle sowie weniger Hindernisse auf Radwegen zum Aufstieg bei. Frankfurt (+0,12) hat viele neue Radwege, geschützte Radfahrstreifen, Fahrradstraßen und fahrradfreundliche Nebenstraßen eingerichtet, viele neue Radbügel aufgestellt und das Radwegenetz lückenlos beschildert. In Düsseldorf, Essen und Berlin kritisieren hingegen die Radfahrer die fehlende Fahrradförderung in letzter Zeit.    

Hügelige Orte werden fahrradfreundlicher

Auch hügelige Städte können fahrradfreundlich werden. Das zeigen Tübingen (2,77) und Auerbach im Vogtland (3,41). Tübingen hat ein durchgängiges und auffällig blau gekennzeichnetes Premium-Radnetz inklusive spektakulärer Fahrradbrücken geschaffen – und lockt damit immer mehr Pendler auf das Rad oder Pedelec. Am Hauptbahnhof gibt es eine großzügige Fahrradtiefgarage mit Werkstatt, Fahrradwaschanlage, Schließfächern und einem Café. Auch das sächsische Auerbach hat viel für den Radverkehr getan – indem Sackgassen und Einbahnstraßen für den Radverkehr geöffnet, neue Radwege gebaut und Beschilderungen der Radwege erneuert wurden. Die Stadtverwaltung geht mit gutem Beispiel voran und bietet Diensträder für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. Als positiver Trend durch alle Stadtgrößenklassen zeichnet sich die wachsende Zufriedenheit mit Fahrradparkplätzen ab (+0,14).

Herausforderung: zugeparkte Radwege und das Miteinander im Verkehr

Zu schmale oder zugeparkte Radwege werden von den Radfahrern weiterhin am schlechtesten bewertet (4,7). Doch auch die Zusatzfragen zum Miteinander im Verkehr bekamen vergleichsweise schlechte Bewertungen. Mit der Durchschnittsnote 4,05 wird das Miteinander schlechter bewertet als das Fahrradklima insgesamt. Besonders negativ fällt bei den Sonderfragen der Überholabstand auf. 77 Prozent der Befragten gaben an, dass sie von Autos meistens zu eng überholt werden (4,6).  

Zahlen und Fakten zum ADFC-Fahrradklima-Test

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist weltweit eine der größten Umfragen zur Zufriedenheit der Bevölkerung mit dem Radverkehr. Er wird vom Fahrradclub alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2024 zum elften Mal statt. Rund 213.000 Personen haben im Herbst letzten Jahres abgestimmt, nur 21 Prozent sind Mitglied im ADFC. 1.047 Orte kamen mit der notwendigen Mindeststimmenzahl in die Bewertung – damit sind 65 Prozent der Bevölkerung repräsentiert. Die Bewertungskategorien sind Sicherheit und Komfort beim Radfahren, Infrastruktur, Förderung des Radverkehrs, Verkehrsklima und die subjektive Zufriedenheit beim Radfahren. Der Test umfasst 27 Fragen mit gegensätzlichen Aussagen, die auf einer sechsstufigen Skala („Bewertungsnote“) bewertet werden. Die Städte werden in sechs Größenklassen eingeteilt, um faire Vergleiche zu ermöglichen. Zusätzlich gibt es in diesem Jahr einen Sonderpreis in der Kategorie „Miteinander im Verkehr“. Die Ergebnisse sind statistisch nicht repräsentativ, haben aber durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrer gezielt zu verbessern.