Landau – Mit der Unterzeichnung eines umfassenden Realisierungs- und Finanzierungsvertrages mit der Deutschen Bahn am 6. Juni 2025 in Landau/Pfalz, stellen das Land Rheinland-Pfalz und der Zweckverband ÖPNV Rheinland-Pfalz Süd die Weichen für den Einsatz klimafreundlicher Züge in der Süd- und Westpfalz. Ab dem kommenden Frühjahr werden Zug um Zug neue Akkutriebwagen die bislang eingesetzten, mit Dieselmotoren betriebenen Fahrzeuge ersetzen und so pro Jahr rund sechs Millionen Dieselkraftstoff einsparen.
Bau von Oberleitungsinselanlagen
Damit die elektrischen Fahrzeuge auf allen dafür vorgesehenen Strecken auch ohne Vollelektrifizierung fahren können, sind sogenannte Oberleitungsinselanlagen notwendig. Sie dienen der Zwischenladung der Fahrzeugbatterien und werden in den Bahnhöfen Landau, Winden/Pfalz, Pirmasens Nord, Lauterecken und Kusel errichtet. Wegen der besonderen Gegebenheiten an der Steilstrecke von Pirmasens Nord nach Pirmasens Hbf. – der Höhenunterschied beträgt rund 120 Meter, die auf knapp sieben Kilometer zu bewältigen sind – wird der Streckenabschnitt zwischen dem Bahnhof Pirmasens Nord und dem Fehrbacher Tunnel (ca. 3,5 km) zusätzlich elektrifiziert. Außerdem werden in Kaiserslautern Hbf. das Gleis 39, auf dem planmäßig die Lautertalbahn startet sowie in Zweibrücken Hbf. das Gleis 3 elektrifiziert. Dies erfolgt in Ergänzung zur Elektrifizierung der Gleise 1 und 2 im Rahmen der Reaktivierung der Bahnstrecke Homburg – Zweibrücken.
Die aktuelle Kostenprognose für das gesamte Infrastrukturpaket liegt bei knapp 150 Mio. € (Summe Bau- und Planungskosten; Kostenstand auf Basis der Entwurfsplanung). Die Förderung aus dem Bundesprogramm des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) ist beantragt.
Darüber hinaus übernimmt das Land Rheinland-Pfalz die Kosten, die nicht durch den Bund gefördert werden. Der Zweckverband verpflichtet sich im Rahmen dieses Realisierungs- und Finanzierungsvertrages, auf den betreffenden Strecken über 20 Jahre elektrische Fahrzeuge einzusetzen. Die Betriebskosten für den elektrischen Zugbetrieb zahlt der Zweckverband ÖPNV über das Bestellerentgelt an die DB Regio, die nach der europaweiten Ausschreibung der Betriebsleistungen den Zuschlag für die Durchführung des Zugverkehrs durch den Zweckverband erhalten hat. Im Rahmen des über 15 Jahre abgeschlossen Verkehrsvertrages ist außerdem vereinbart, dass ausschließlich Ökostrom verwendet wird. Damit wird der Zugbetrieb im Pfalznetz zu 100% emissionsfrei betrieben werden.
Vorgesehen ist ebenfalls die Elektrifizierung der Teilstrecke Zweibrücken Hbf. – Homburg-Einöd. Diese ist Bestandteil des Projektes „Reaktivierung der Bahnstrecke Homburg – Zweibrücken“ und wird bis Dezember 2028 realisiert.
Der Bau der o.g. Elektrifizierungen/Oberleitungsinselanlagen wird in mehreren Schritten erfolgen, so dass sukzessive bis Ende 2029 die Regionalbahnen und Regionalexpresszüge in der Südpfalz sowie auf den meisten Strecken in der Westpfalz mit den neuen Akkuzügen bedient werden können.
Projektträger der o.g. Elektrifzierungsmaßnahmen und damit Partner von Land und ZÖPNV Süd für dieses Gemeinschaftsprojekt sind die DB-Töchter DB Energie GmbH und DB InfraGO AG. Sie sind für die Fördermittelbeantragung beim Bund sowie die Projektdurchführung verantwortlich.
Aufwärtskompatibel für einen weitere Streckenausbau
Des Weiteren ist es die Zielsetzung des Landes Rheinland-Pfalz sowie des Zweckverbandes ÖPNV, gemeinsam mit den jeweiligen Landkreisen und Städten, die Vollelektrifizierung der Strecke Neustadt/W – Wörth (- Karlsruhe) inklusive der Beseitigung des eingleisigen Nadelöhrs zwischen Winden und Wörth in den kommenden Jahren zu realisieren. Die Oberleitungsinselanlagen sind für eine spätere Voll-Elektrifizierung dieser Strecke aufwärtskompatibel ausgelegt. Sollte der Bund die Bahnlinie Neustadt – Wörth in den kommenden Jahren in ein Elektrifizierungsprogramm aufnehmen, können die nun vereinbarten Anlagen weitestgehend integriert werden.
Neue Züge für das Akkuzug-Zugnetz ab Frühjahr 2026
Der planmäßige Einsatz der neuen Akku-Fahrzeuge vom Typ „Stadler Flirt“ (172 Sitzplätze je Fahrzeugeinheit) erfolgt nach Beginn der Auslieferung und Erprobung in der Region sukzessive ab Frühjahr 2026 wie folgt:
- Regionalexpresslinie sowie Regionalbahn Neustadt/W Hbf. – Landau Hbf. – Karlsruhe Hbf. (Beginn der sukzessiven Umstellung ab Frühjahr 2026)
- Regionalbahn Pirmasens Hbf. – Saarbrücken Hbf. (Beginn der sukzessiven Umstellung ab Frühjahr 2026),
- Regionalbahnlinien Pirmasens Hbf. – Kaiserslautern Hbf., Kaiserslautern Hbf. – Kusel und Kaiserslautern Hbf. – Lauterecken (Beginn der sukzessiven Umstellung ab Dezember 2026),
- Regionalbahnlinie Landau Hbf. – Pirmasens Hbf. (Beginn der sukzessiven Umstellung ab Dezember 2028) und
- Regionalbahnlinie Winden – Bad Bergzabern (ab Dezember 2029)
Der Bau von Nachlademöglichkeiten für die Streckenabschnitte in Baden-Württemberg (Landesgrenze bei Wörth – Karlsruhe Hbf.), bzw. dem Saarland (Strecke Dillingen – Niedaltdorf) ist nicht notwendig, weil die dortigen Abschnitte entweder schon elektrifiziert oder so kurz sind, dass eine zusätzliche Ladeinfrastruktur nicht erforderlich ist.
„Die Schiene ist der Weg in eine klimafreundliche Zukunft. Der klimagerechte Ausbau unserer Eisenbahn-Infrastruktur trägt wesentlich zu einer erfolgreichen Mobilitätswende bei. Natürlich muss der Schienenverkehr auch elektrifiziert werden. Mit innovativen Projekten, wie der Errichtung einer Ladeinfrastruktur für den Einsatz von Akku-Zügen im Pfalznetz, bringen wir die Elektrifizierung unserer rheinland-pfälzischen Bahnstrecken voran, ohne komplett Oberleitungsinfrastruktur bauen zu müssen. Wir sind hier mit Schleswig-Holstein zusammen Pioniere.“
Mobilitätsministerin Katrin Eder
Landrat Dietmar Seefeldt, gleichzeitig Verbandsvorsteher des Zweckverbandes ÖPNV betont die Chancen für die Zukunft:
„Wir sorgen für klimafreundlichen Bahnbetrieb und rollen dem Bund den roten Teppich für die Vollelektrifizierung der Strecke Neustadt – Wörth (Karlsruhe) aus. Es war eine gute Entscheidung, den Einsatz von batteriehybriden Zügen zu forcieren. Der ZÖPNV hat sich intensiv beraten lassen und das Ergebnis kann sich sehen lassen: wir sparen jährlich bis zu sechs Mio. Liter Diesel und damit eine erhebliche Menge an fossilen Brennstoffen, einhergehend mit einer Reduzierung der Abhängigkeit von Energieimporten. Gleichzeitig wird die Menge an emittiertem CO2 aus dem Zugbetrieb im Pfalznetz auf ´null´ gesenkt, weil wir in Abstimmung mit dem Land 100 % Ökostrom einsetzen.“
Landrat Dietmar Seefeldt
Quelle: Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd