Landau – BRANCO und MILA sind vorbildliche Waldhundeltern! Vielleicht sogar ein wenig übervorsichtig, etwas, das man beim Menschen gemeinhin „Helikoptereltern“ nennen würde? Ihren ersten fünffachen Wurf, der im April dieses Jahres das Licht der Welt erblickte, haben die beiden vorher unerfahrenen Tiere hervorragend großgezogen, alle Jungtiere haben sich bestens entwickelt.

Allerdings haben die Eltern die Jungtiere ziemlich abgeschirmt, Futter immer in die Wurfhöhle bzw. das Innengehege getragen und den Jungtieren lange Zeit das Außengehege nicht gezeigt, obwohl sie Zugang dazu hatten. Es wurde ihnen gewährt, denn das Zooteam wollte bei der ersten Aufzucht keinesfalls stören. So langsam ändert sich das Verhalten der Eltern, und die ganze Gruppe wird auch öfter ins Außengehge gelockt, z.B. mit großen, an Pfählen befestigen Futterstücken, die das Rudel gemeinsam „erlegen“, d.h. vom Pflock ziehen muss. 

Es ist eine Freude, das kleine Rudel in den beiden mit Teich und Wasserlauf, Kletter- und Aussichtsgelegenheiten, Felsen, Gras und Büschen reichhaltig und natürlich gestalteten Außenanlagen zu sehen, die beim Umbau 2017 gezielt für eine Familiengruppe von bis zu zwei Würfen konzipiert wurde. 

Waldhunde (Foto: Zoo Landau in der Pfalz)
Waldhunde (Foto: Zoo Landau in der Pfalz)

Waldhunde sind extrem soziale Tiere, die in Familientrupps aus Elterntieren und Nachkommen aus mehreren Würfen leben. Erwachsene Töchter werden von der Mutter „sexuell unterdrückt“, sodass sie sich nicht in der eigenen Gruppe fortpflanzen. Die Kommunikation innerhalb einer Familiengruppe ist vielfältig und zeigt eine Reihe von Körperhaltungen, Gesichtsausdrücken, Schwanz- und Ohrenhaltungen sowie intensive Lautäußerungen. Die Geruchsmarkierung ist eine wichtige Form der sozialen Kommunikation, und damit wird auch das eigene Revier gegen andere Rudel abgegrenzt. 

Waldhunde bewohnen in der Natur Wald, Savannen, Strauch- und Grasland im östlichen Mittelamerika und nördlichen Südamerika. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich südlich bis Paraguay und ins nordöstliche Argentinien. Sie sind sehr gute Schwimmer und Taucher und kommen stets in der Nähe von Gewässern vor. Als Anpassung an ihre wassergebundene Lebensweise haben sie Schwimmhäute zwischen den Zehen, was auch das Laufen auf sumpfigem Boden erleichtert. 

Leider gibt es auch für diese interessante Tierart zahlreiche menschenverursachte Bedrohungen, darunter der Verlust von intaktem Lebensraum durch sich großflächig ausweitende Landwirtschaft und die Verringerung des Beutetierbestands durch Wilderei. Durch Haushunde können für Waldhunde tödliche Krankheiten übertragen werden. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) sind Waldhunde als „potenziell gefährdet“ gelistet, der Populationstrend ist abnehmend. Der koordinierten Erhaltungszucht in Menschenobhut kommt für die Art daher eine besondere Bedeutung zu. 

Der Zoo Landau ist Teil des Europäischen Ex-situ-Programms (EEP), das das Ziel hat, eine stabile Reservepopulation in Zoos aufzubauen. Das Zooteam ist sehr froh, das EEP jetzt durch einen gesunden Fünfer-Wurf zu unterstützen, nachdem die Nachzucht mit verschiedenen Paaren zunächst nicht gelungen war. 

Doch ihren „Bildungsauftrag“, die Funktion als Botschafter für ihre bedrohten Artgenossen im natürlichen Lebensraum, haben die Waldhunde im Zoo Landau auch vorher schon erfüllt. Sie werden selten gehalten, sind relativ unbekannt, aber niedlich, sodass die meisten Zoogäste das Tier-Info-Schild am Gehege lesen dürften, um herauszufinden, um was für eine Tierart es sich handelt.


Quelle: Zoo Landau in der Pfalz