Herxheim – Was geschieht, wenn die Leichtigkeit der Kindheit plötzlich schwindet? Wenn der eigene Körper sich verändert, ohne zu fragen – und die Blicke der anderen schwerer wiegen als Worte? In ihrer neuen Produktion „Mädchenschrift“ widmen sich die Theaterscouts, der Jugendclub des Chawwerusch Theaters, der Zeit zwischen Kind und Frausein – und der Kraft, die in einem gemeinsamen „Stopp!“ liegt.
Sie zeigen den Text der Dramatikerin Özlem Özgül Dündar in einer intensiven, vielstimmigen Inszenierung. Zu sehen ist das Stück am Sonntag, 14. September 2025 um 17 Uhr im Theatersaal des Chawwerusch Theaters in Herxheim.
Ein Mädchen geht mit seiner Freundin ins Schwimmbad um zu schwimmen und zu quatschen. Da begegnet es einer Horde von Teenagern, mehreren Jungs, die sich um ein „Alphamännchen“ gruppieren. Der Anführer zeigt Interesse an den beiden und fasst dem Mädchen einfach an die Brust. Und die anderen Jungs? Sie stehen einfach nur da, sagen nichts, machen nichts. Und auch das Mädchen steht nur versteinert da, weiß nicht, wie reagieren, außer sich aus dem Staub zu machen. Solche Erfahrungen drücken schwer auf die Heranwachsende: „Ich sehe nicht mehr wie ich selbst aus, ich hab eine andere Form bekommen. Ich bin quadratisch wie eine Kiste geworden. Ich bin zurechtgedrückt worden, bis ich zu einer kleinen Kiste wurde.“ – So heißt es im Stück. Es sind Sätze wie dieser, die die Verzweiflung und den Wunsch nach Selbstbestimmung auf den Punkt bringen. Dabei ist die Inszenierung nicht nur eine Anklage – sie ist auch ein Appell zur Solidarität: „Vereint euch!“, heißt es am Ende. Denn die Befreiung beginnt dort, wo man sich zusammentut, zuhört, gehört wird und für die eigenen Bedürfnisse einsteht.
Dündars Monolog, der in der Inszenierung auf zwölf Spielerinnen (Maya Clancy, Celina Dick, Marlene Gottwick, Johanna Gottwick, Dora Kabat, Lisa Messlinger, Milena Moock, Alina Müller, Sara Renner, Sophie Ries, Lia Schaumlöffel, Julia Worst) verteilt ist, erzählt von den Widersprüchen des Erwachsenwerdens aus weiblicher Perspektive: vom Aufbegehren gegen Erwartungshaltungen, von Unsicherheiten und von körperlichen Veränderungen, die oft früher kommen als das eigene Bewusstsein dafür. Es geht um erste Erfahrungen mit sexualisierter Wahrnehmung, um das Gefühl, plötzlich nicht mehr Kind sein zu dürfen – und um die gesellschaftlichen Zuschreibungen, mit denen sich junge Frauen konfrontiert sehen. In kurzen Szenen, fragmentarisch, aber eindringlich, entsteht das Bild von heutigen Mädchen, die mit aller Kraft um Selbstbehauptung kämpfen.
Die Spielerinnen zwischen 13 und 20 Jahren, von denen einige bereits in früheren Produktionen mitgewirkt haben, andere zum ersten Mal auf der Bühne stehen, setzen sich in Proben und Improvisationen intensiv mit dem Text auseinander. Immer begleitet von den Leiterinnen des Spielclubs Miriam Grimm und Celina Hellmann, unterstützt von Selina Ilschner.
Der Jugendclub Theaterscouts steht allen Theaterinteressierten zwischen 12 und 27 Jahren offen. Ab Oktober ist ein Neueinstieg wieder möglich.
Info:
Vorstellung: Sonntag, 14.09.2025, 17 Uhr, Schulvorstellung: Montag, 15.9. im Chawwerusch Theatersaal, Herxheim, Obere Hauptstraße 14, 76863 Herxheim
Karten unter www.chawwerusch.de und bei allen reservix-Vorverkaufsstellen.
Quelle: Chawwerusch Theater