Speyer – Der Mozartchor Speyer, das Wormser Kammerensemble und das Ensemble Chordial aus Mainz haben sich zu einem außergewöhnlichen musikalischen Projekt zusammengeschlossen. Im Rahmen des SchUM-Chorprojekts präsentieren sie zwei bedeutende Werke jüdischer Musiktradition: Leonard Bernsteins eindringliche Chichester Psalms sowie die Uraufführung der Auftragskomposition Kabbala – Die Lehre des Geheimen des Münchner Komponisten Enjott Schneider. Die Konzerte finden ab dem 27. September im Rahmen der diesjährigen SchUM-Kulturtage in Speyer, Worms und Mainz statt.

Ein musikalisches Zeichen der Erinnerung und Verständigung

Die Wahl der Werke ist kein Zufall: Leonard Bernsteins Chichester Psalms, 1965 in der New Yorker Philharmonic Hall uraufgeführt, zählen zu den bedeutendsten sakralen Kompositionen des 20. Jahrhunderts. Bernstein kombinierte für das Werk hebräische Psalmtexte in einer eigenen Auswahl und verzichtete bewusst auf Übersetzungen – ein künstlerisches Bekenntnis zur Authentizität und spirituellen Kraft der jüdischen Liturgie.

„Die Aufführung von Bernsteins Chichester Psalms in den drei SchUM-Städten bedeutet eine Wiederbelebung der jüdischen Kultur in diesen historischen Orten. Sie soll ein Zeichen der Verbundenheit mit der Vergangenheit setzen: eine Hommage an die jahrhundertealte jüdische Präsenz in diesen Städten.“

Mozartchor Speyer e.V.

Die Komposition ist dabei mehr als nur Musik – sie ist Ausdruck einer tiefen ökumenischen Botschaft, die auf die „Brüderlichkeit der Menschen“ zielt und musikalisch zwischen den Religionen vermittelt.

Ergänzt wird das Programm durch eine Uraufführung: Mit Kabbala –Die Lehre des Geheimen hat der renommierte Münchner Komponist Enjott Schneider ein Werk geschaffen, das sich auf eindrucksvolle Weise mit der jüdischen Mystik des Mittelalters auseinandersetzt. Inspiriert von der Kabbala – einer mystischen Strömung des sephardischen Judentums des 12. Jahrhunderts – entfaltet das Werk eine musikalische Reflexion über die Stellung des Menschen im Universum, das Streben nach Erkenntnis und die Suche nach dem „Unendlichen Licht“ als Metapher für das Göttliche. Schneiders Komposition geht dabei bewusst über eine religiöse Dimension hinaus: Sie knüpft nicht nur an die Tradition der Chichester Psalms an, sondern will zur Auseinandersetzung mit Religion und Spiritualität anregen. Schneider komponiert für Konzertsaal, Kirche, Festivals und Opernhäuser und hat zudem über 500 Filmmusiken geschrieben, beispielsweise für „Schlafes Bruder“ und „Herbstmilch“. Sein Schaffen ist ein stetiges Suchen nach den archaischen Wurzeln des Lebens und der immateriellen Tiefenstruktur der Welt.

Verstärkt wird die musikalische Ausdruckskraft des SchUM-Chorprojekts durch ein besonderes Musikinstrument: Die Violine des international gefeierten Geigers Ingolf Turban wurde aus bis zu 50.000 Jahre altem neuseeländischem Kauri-Holz gefertigt – einem der ältesten einsetzbaren Klanghölzer der Welt. Ihr warmer, erdiger Klang verleiht dem Konzertprogramm eine zusätzliche Dimension.

Der Mozartchor Speyer (Foto: Klaus Venus)
Der Mozartchor Speyer (Foto: Klaus Venus)

Musik als universelle Sprache des Miteinanders

Das SchUM-Chorprojekt ist nicht nur ein musikalisches Ereignis, sondern versteht sich ausdrücklich als kulturelles und gesellschaftliches Signal. Es will jüdische Kultur sichtbarer machen, für interkulturelle Verständigung werben und die Musik als universelle Sprache des Miteinanders nutzen – und das in einer Region, die seit Jahrhunderten von kultureller Vielfalt geprägt ist.

„Die Aufführung dieses Werks in den drei SchUM-Städten schlägt eine symbolische Brücke zwischen jüdischen und christlichen Traditionen, indem sie die gemeinsame musikalische Sprache nutzt, um das Verbindende zwischen den Religionen zu betonen.“

SchUM-Chöre

Darüber hinaus fördert das Projekt aktiv den regionalen Zusammenhalt: Laienchöre und Einzelstimmen aus dem Raum Speyer–Worms–Mainz wirken gemeinsam an den Konzerten mit. Damit entsteht nicht nur eine musikalische Gemeinschaft, sondern auch eine Plattform für weitere Projekte zur kulturellen Bildung und aktiven Mitgestaltung.

„Gerade das Anliegen, Anregungen zur Vermittlung jüdischer Kultur und der hebräischen Sprache mit Musik zu geben, ist im geographischen Raum der SchUM-Städte wie insgesamt in Deutschland mit besonderer Verantwortung und Einsicht hinterlegt und unterstützt so die Würdigung und Integration jüdischen Lebens im Rheinland-Pfalz der Gegenwart.“

die beteiligten Chöre

Das SchUM-Chorprojekt wird durch das Ministerium für Familie, Frauen Kultur und Integration Rheinland-Pfalz, der Kulturstiftung Speyer, den Landesmusikrat Rheinland-Pfalz, den SchUM-Städten Speyer, Worms und Mainz, der Lotto Rheinland-Pfalz Stiftung, der Rheinhessen Sparkassen Mainz und Worms, der Volksbanken Darmstadt und Worms sowie der Casinogesellschaft Worms gefördert.


Konzerttermine:

  • 27. September 2025 um 19:30 Uhr im Dom zu Speyer
  • 8. November 2025 um 18 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche Worms
  • 9. November 2025 um 18 Uhr in der Christuskirche Mainz
Tickets: 30 €/ ermäßigt 20 €, erhältlich bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen und unter https://mozartchor-speyer.reservix.de.

Quelle: Stadt Speyer


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