Neustadt an der Weinstraße – Die Waldbrandgefahr in Neustadt an der Weinstraße hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Trocken- und Hitzeperioden sorgen inzwischen regelmäßig für angespannte Lagen bis in den Herbst hinein. Als größte kommunale Waldbesitzerin in Rheinland-Pfalz – mit rund 5000 Hektar Stadtwald – steht Neustadt besonders in der Verantwortung.
Der Wald prägt nicht nur das Stadtbild, sondern ist auch Lebensraum, Erholungsort und CO₂-Speicher. Gleichzeitig ist er gefährdet – und im Brandfalle bedroht er auch die Wohnbebauung, die in Teilen direkt an den Waldrand anschließt. Umso wichtiger ist es, Brände zu verhindern, bevor sie entstehen.
Verschiedene Brandursachen
Verursacht werden Waldbrände allermeisten durch Menschen. Besonders problematisch ist achtloses Verhalten: glimmende Zigarettenstummel, offenes Feuer, Grillen oder das Parken heißer Fahrzeuge auf trockenem Boden können zu Bränden führen.
Zudem wirkt sich der Klimawandel spürbar aus: Die Sommer sind trockener, die Böden häufig über Wochen ausgedörrt. Besonders in den Waldlagen mit vielen Nadelholzbeständen rund um das Stadtgebiet – von Königsbach über den Ordenswald bis weit über das Kaltenbrunner Tal hinaus – besteht bei Trockenheit ein erhöhtes Risiko.
„Wir wissen, dass die Gefahr von schlimmen Waldbränden drastisch zugenommen hat. Nun sind wir auch bei uns mit sich rasend schnell ausbreitenden Baumwipfel-Bränden konfrontiert, wie wir sie bisher nur aus dem südlichen Ausland kannten.“
Stefan Klein, Brand- und Katastrophenschutz-Inspekteur der Stadt Neustadt an der Weinstraße

So schützt Neustadt seinen Wald
Die Stadt Neustadt begegnet dieser Entwicklung mit einem mehrstufigen Konzept, das Forstwirtschaft, Brand- und Katastrophenschutz sowie die Bevölkerung einbindet. Die Zusammenarbeit zwischen Forstverwaltung, Feuerwehr und Verwaltung ist eng abgestimmt und wird stetig weiterentwickelt.
1. Waldumbau und Pflege:
Der Stadtwald wird gezielt umgebaut:
„Laubbäume und Mischwald ersetzen nach und nach hitzeanfällige reine Nadelholzbestände. Laubwald speichert mehr Feuchtigkeit und brennt schlechter“,
erklärt Förster Jens Bramenkamp, einer von drei Revierleitern, die für den Neustadter Stadtwald Verantwortung tragen. Zudem werden Brandschneisen und befestigte Wege gepflegt und erweitert, um Löschfahrzeugen Zugang zu ermöglichen, so Förster Bramenkamp.
2. Technische und organisatorische Vorsorge:
Die Freiwillige Feuerwehr Neustadt an der Weinstraße setzt moderne Technik ein, wie etwa Drohnen mit Wärmebildkamera zur raschen Erkennung von Feuern und Glutnestern.
Digitale Einsatzpläne mit präziser Geodatenintegration ermöglichen schnelle Orientierung in unwegsamem Gelände.
„Wir haben alle Karten und unterschiedlichsten Parameter digitalisiert, um software-unterstützt Gefahrenanalyse und Bekämpfungspläne zu erarbeiten.“
Axel Behle, Experte für Alarm- und Einsatzplanung bei der städtischen Abteilung für Brand- und Katastrophenschutz
Diese komplett neu aufgestellte Alarm- und Einsatzplanung der Stadt berücksichtigt verstärkt waldnahe Wohngebiete (inklusive Evakuierungsszenarien).
Zudem wurden Spezial-Fahrzeuge für Vegetationsbrände – vom Geländemotorrad über Klein- bis Großtanklöschfahrzeug – sowie tragbare Löschsysteme und spezielle Vegetationsbrand-Bekleidung in den vergangenen Jahren angeschafft. Zwei weitere Waldbrand-Tanklöschfahrzeuge sind in der Beschaffung. Außerdem gibt es eine vertragliche Kooperation mit Landwirten, die die sogenannte Löschwasserkomponente stellen.
3. Schulung und Training:
Einsatzkräfte der Feuerwehr – mit rund 350 Aktiven die größte Freiwillige Feuerwehr in Rheinland-Pfalz – werden regelmäßig in der Vegetationsbrandbekämpfung geschult.
Gemeinsame Übungen mit dem Forst und weiteren Akteuren der Stadt und aus dem Umland stärken die Zusammenarbeit in kritischen Lagen.
Die Einsatztaktik wird regelmäßig an aktuelle Gefährdungslagen und Erfahrungswerte aus vorangegangenen Einsätzen angepasst. Insbesondere der Waldbrand am Hambacher Schloss im Jahr 2022 hat den Fokus auf besondere Gefahren gerichtet.
4. Information und Einbindung der Bevölkerung:
In trockenen Phasen werden über städtische Kanäle (Website, Social Media, lokale Medien) Hinweise zur Waldbrandgefahr veröffentlicht.
Hinweisschilder in waldnahen Bereichen erinnern an Verhaltensregeln wie Rauchverbot, Grillverbot und richtiges Parken.
Aufklärungskampagnen richten sich gezielt an Spaziergänger, Wanderer und Anwohner waldnaher Gebiete.
Was die Bevölkerung tun kann
Jede und jeder kann mit einfachen Maßnahmen zur Verhinderung von Waldbränden beitragen. Gerade in den Sommermonaten ist umsichtiges Verhalten entscheidend:
- Kein offenes Feuer oder Grillen im oder am Wald
- Im Wald herrscht ganzjährig Rauchverbot!
- Fahrzeuge nicht auf trockener Wiese oder Waldzufahrten abstellen.
- Feuerwehrzufahrten und Rettungswege für Einsatzfahrzeuge freihalten.
- Park- und Halteverbote beachten.
- Versuchen entstehendes Feuer zu löschen, sofern für Personen keine Gefahr besteht.
- Brände oder Rauchentwicklungen sofort über die Notrufnummer 112 melden!
- Wenn möglich beim Notruf die Nummer des nächsten Rettungspunkts (grüne Tafeln mit weißem Kreuz) angegeben. So kann Hilfe schneller eintreffen.
- Warnstufen und Hinweise der Stadt beachten
Wer sich noch aktiver einbringen möchte, kann sich ehrenamtlich engagieren. Die Freiwillige Feuerwehr Neustadt an der Weinstraße sucht 16- bis 67-Jährige Nachwuchskräfte. Sie werden ausgebildet in Brandbekämpfung, Technische Hilfe und im Katastrophenschutz. Info dazu gibt’s bei der Feuerwehr unter Telefon 06321/855-0.
Quelle: Stadtverwaltung Neustadt an der Weinstraße