Kaiserslautern – Das Land Rheinland-Pfalz stärkt die notfallmedizinische Versorgung seiner Bevölkerung: Nach dem erfolgreichen Start des Pilotprojekts an der BG Klinik in Ludwigshafen im Jahr 2023 und der Erweiterung 2024 um eine Telenotarzt-Zentrale am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier sind nun auch das Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern und die Universitätsmedizin Mainz als neue Telenotarzt-Standorte etabliert worden.
Damit ist ein wichtiger Schritt hin zu einer flächendeckenden, jederzeit verfügbaren telemedizinischen Notfallversorgung getan. Der abgestimmte Dienstplan der vier Standorte ermöglicht eine kontinuierliche Verfügbarkeit: Tagsüber sind zwei Telenotarzt-Zentralen gleichzeitig besetzt, nachts übernimmt jeweils ein Zentrum die Versorgung. So ist gewährleistet, dass rund um die Uhr ein Telenotarzt einsatzbereit ist – zum Wohl der Bevölkerung und zur Unterstützung der Notfallsanitäter vor Ort.
Unterstützung für Notfallsanitäter vor Ort
Am Westpfalz-Klinikum wird das Projekt Telenotarzt von Dr. med. Janine Bauer und Sarina Rausch geleitet, beide erfahrene Notärztinnen der Klinik für Anästhesie, Intensiv-, Notfallmedizin und Schmerztherapie in Kaiserslautern.
„Ziel ist es, eine bessere und schnellere ärztliche Unterstützung für Notfallsanitäter vor Ort zu ermöglichen – auch dann, wenn ein Notarzt nicht unmittelbar benötigt wird. Gleichzeitig stellen wir damit sicher, dass ärztliche Ressourcen dort verfügbar bleiben, wo sie wirklich gebraucht werden, zum Beispiel bei schweren Unfällen oder Reanimationen.“
Dr. med. Janine Bauer
Geht in einer der Leitstellen ein Notruf ein, wird je nach Einschätzung ein Rettungswagen (RTW), ein Notarzt oder zusätzliche Mittel wie ein Medical Intervention Car (MIC) oder ein Rettungshubschrauber alarmiert. Oft ist im Einsatz ärztliche Expertise gefragt – beispielsweise zur EKG-Interpretation oder zur Entscheidung über eine Medikamentengabe. In vielen Fällen ist dafür jedoch keine physische Anwesenheit eines Notarztes erforderlich. Per Video- oder Telefonverbindung kann der Telenotarzt den Einsatz aus der Ferne begleiten und unterstützen.

Spürbare Entlastung für das System
„Die Möglichkeit, einen Telenotarzt zuzuschalten, entlastet das System spürbar und stellt gleichzeitig eine hohe Behandlungsqualität sicher.“
Sarina Rausch
Aktuell erfolgt die Alarmierung des Telenotarztes über die jeweilige Rettungsleitstelle – eine direkte Anbindung ist geplant, aber derzeit noch nicht technisch umgesetzt. Seit dem Start des Pilotprojekts 2023 wurden in Rheinland-Pfalz bereits 1.100 Einsätze erfolgreich telemedizinisch begleitet.
Der Ärztliche Leiter Rettungsdienst in der Westpfalz, Christian Hardt, betont, dass der Telenotarzt nie primär alarmiert wird.
„Zuerst rückt immer der Rettungsdienst aus, um die Lage vor Ort zu beurteilen. Wenn die Einsatzkräfte feststellen, dass ärztliche Unterstützung erforderlich ist, wird der Telenotarzt zugeschaltet. So bleibt das System effizient und die Patienten erhalten genau die Hilfe, die sie brauchen.“
Christian Hardt
Hohe Anforderungen an Ausbildung und Erfahrung
Alle eingesetzten Telenotärztinnen und Telenotärzte erfüllen ein von der Bundesärztekammer definiertes Curriculum mit hohen Anforderungen an Ausbildung und Erfahrung. Am Standort Kaiserslautern ist die Telenotarzt-Zentrale in den Räumlichkeiten des Westpfalz-Klinikums angesiedelt. Das eingesetzte ärztliche Personal stammt aus der Klinik für Anästhesie, Intensiv-, Notfallmedizin und Schmerztherapie in Kaiserslautern. Bislang wurden 10 Mitarbeitende zu Telenotärzten ausgebildet.
„Der Telenotarzt ist eine wichtige Ergänzung zu bestehenden und bewährten Strukturen wie dem MIC und dem Rettungshubschrauber. Er erweitert unsere notfallmedizinischen Handlungsmöglichkeiten erheblich – insbesondere in Situationen, in denen schnelle Entscheidungen gefragt sind, aber kein Arzt vor Ort sein kann.“
Prof. Dr. med. Stefan Hofer, Chefarzt der Klinik
Auch Prof. Dr. med. Karlheinz Seidl, Ärztlicher Direktor am Westpfalz-Klinikum sieht darin ein weiteres Bindeglied in der notfallmedizinischen Versorgungskette der Region.
„Moderne Telemedizin ermöglicht uns, medizinische Expertise dort verfügbar zu machen, wo sie gebraucht wird – unabhängig von Zeit und Entfernung. Das ist ein Gewinn für Patientinnen und Patienten ebenso wie für die Einsatzkräfte vor Ort.“
Prof. Dr. med. Karlheinz Seidl
Quelle: Westpfalz-Klinikum GmbH




