Kaiserslautern – „Hans Purrmann – der Pfalz verbunden“ so lautet der Titel einer Kabinettausstellung des Museums Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk), die schon bei ihrer Eröffnung auf reges Interesse stieß. 

Die Freunde des mpk hatten in Kooperation mit dem Hans Purrmann Archiv zu einer „Klangfarben“-Veranstaltung mit Buchvorstellung eingeladen. Anlass war die Herausgabe der Briefedition „Hans Purrmann und Willibald Gänger. Ein Briefwechsel über die Kunst und Kultur der 1950er Jahre“ (Deutscher Kunstverlag, 2022). Diese versammelt neben Gemälden von Purrmann auch Werke von Rolf Müller-Landau, Emy Roeder, Werner vom Scheidt und Theo Siegle; auch einige Purrmann-Briefe werden exemplarisch ausgestellt.

„Das Projekt wurde von Dr. Sören Fischer initiiert“,

informierte mpk-Direktor Steffen Egle die zahlreichen Gäste. Es gebe Einblick in die 1050er Jahre in der Pfalz, in denen ein Aufbruch in der Kunst herrschte. Fischer nehme den Forschungsauftrag eines Museums, tief in die Bestände einzutauchen, ernst und als Ergebnis sei das Büchlein entstanden. Er dankte den Unterstützern des Projekts, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturstiftung Speyer und der Hans Purrmann Stiftung, sowie dem Freundeskreis für die Veranstaltung.

Bettina Bachem, Vorsitzende der Freunde des Museums Pfalzgalerie erläuterte, dass der Verein seit 1981 bestehe. Das Format „Klangfarben“ verbinde Kunst mit Musik und das Leitmotiv dieses Jahres heiße „Kunst in der Pfalz für die Pfalz“. Insofern eigne sich dieses Projekt sehr gut für diese Veranstaltung, denn Hans Purrmann sei Mitglied der Pfälzischen Sezession und der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler (APK) gewesen. Glücklich zeigte sich Dr. Sören Fischer und erzählte, dass er vor rund zwei Jahren im Depot zufällig auf 20 Briefe Purrmanns, 18 hand- und zwei maschinengeschriebene, gestoßen sei. Das Foto auf dem Titel des Buches, das Purrmann mit Willibald Gänger zeige, sei bei seinem ersten Besuch in der Pfalz nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. Sein Dank galt der guten Zusammenarbeit mit dem Purrmann Archiv, München, sowie Dr. Annette Reich, mit der er die Ausstellung kuratiert hat. Dr. Felix Billeter, Leiter des Purrmann Archivs, sagte:

„Für jeden, der sich mit Purrmann beschäftigt, ist die Pfalzgalerie ein wichtiger Ort.“

Hier habe bereits 1928 eine große Ausstellung über den Künstler stattgefunden. Er lobte Sören Fischers „hervorragende editorische Arbeit“. Billeter vertrete die Familie Purrmann, die für das kommende Jahr einen Besuch angekündigt habe. Er freute sich, dass sich das Buch in Format und Struktur in die Reihe der Purrmann-Briefwechsel mit verschiedenen Personen einfüge. Das Archiv stelle Quellenmaterial zur Verfügung. Hans Purrmann habe handgeschriebene Briefe bevorzugt, die immer erkennbar und markant seien. Davon konnte sich das Publikum bei der anschließenden lebendigen Brief-Lesung mit Madeleine Giese und Rainer Furch überzeugen, die eine ganze Reihe der Zeugnisse vortrugen. Musikalisch gestaltete das Duo ICstrings, Caroline Busser (Violoncello) und Ivan Knežević (Violine), die Veranstaltung.

Atmosphärisch dichte Brief-Lesung: Madeleine Giese und Rainer Furch (Foto: Bezirksverband Pfalz)
Atmosphärisch dichte Brief-Lesung: Madeleine Giese und Rainer Furch (Foto: Bezirksverband Pfalz)

Der 1880 in Speyer geborene Künstler Hans Purrmann wird vielen als Maler, Zeichner und Druckgrafiker vertraut sein. Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern bewahrt von ihm einen bedeutenden Bestand von 21 Gemälden, 40 Druckgrafiken und 29 Zeichnungen. Dass Purrmann aber auch ein sehr fleißiger Briefeschreiber war, ist vielfach noch unbekannt. In den Depots des mpk schlummerten bisher noch unveröffentlichte 18 originale Purrmann-Briefe. Sie stammen aus einem Briefwechsel, den er in den 1950er Jahren mit Willibald Gänger, damals Geschäftsführer der Künstlervereinigung „Pfälzische Sezession“, führte. Gänger war SPD-Politiker, Inhaber eines Schuhgeschäfts im heutigen Kurort Bad Bergzabern und zwischen 1947 und 1967 Abgeordneter im Landtag von Rheinland-Pfalz. Nach dem Krieg trat er zudem als einer der aktivsten Kulturförderer in der Pfalz auf, half vielen Kulturschaffenden, das brachliegende Kunstleben nach den Drangsalen bis 1945 wieder neu zu erwecken und beteiligte sich in der Funktion eines Kunstsachverständigen des Kultusministeriums an der Auswahl und am Ankauf von Werken für das mpk. Sein Haus in Bad Bergzabern war über viele Jahre zudem Treffpunkt eines lokalen Zirkels von bildenden Künstlern.

Bisher konnten die Briefe in ihrer Bedeutung für die Purrmann-Forschung sowie für die Beschreibung der Nachkriegskultur der 1950er Jahre in Rheinland-Pfalz noch nicht ausgewertet werden. Die Schriftstücke bilden als geschlossener Korpus aber ein wichtiges Zeugnis für die nach dem Krieg und der NS-Zeit wiedererwachende freie Kunst- und Künstlerszene im Südwesten Deutschlands und präsentieren Hans Purrmann als Künstler, der mit seinen Zeitgenossen besonders über das Medium des Briefes ein enges Netzwerk pflegte.

Die 128-seitige bebilderte Publikation ist für 18 Euro an der Museumskasse erhältlich. Die Ausstellung im Slevogtsaal im obersten Geschoss ist bis zum 5. März zu sehen. Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern, Museumsplatz 1, ist mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und dienstags von 11 bis 20 Uhr geöffnet; an Heiligabend, am ersten Weihnachtsfeiertag, an Silvester und Neujahr bleibt das Haus geschlossen. Weitere Informationen unter www.mpk.de.

Quelle: Bezirksverband Pfalz