Mainz – Mit rund 260 Kulturdenkmälern beteiligt sich Rheinland-Pfalz in diesem Jahr am „Tag des offenen Denkmals“, der am 11. September 2022 bundesweit wieder zahlreiche kulturinteressierte Menschen an einzigartige Orte und zu hochinteressanten Bauwerken lockt. 

„Die Zahl unserer Vor-Ort-Veranstaltungen am Tag des offenen Denkmals hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als vervierfacht. Das unterstreicht nach den beiden herausfordernden Pandemiejahren, wie wichtig und wertvoll der persönliche Austausch sowohl für die Eigentümerinnen und Eigentümer als auch für die Besucherinnen und Besucher ist. Der Tag des offenen Denkmals ist insgesamt eine wunderbare Plattform, denn die Besucherinnen und Besucher lernen unser Kulturelles Erbe näher kennen und zugleich erhält das zivilgesellschaftliche Engagement sowohl von Einzelnen wie von Initiativen an diesem Tag eine vielbeachtete und überaus verdiente Würdigung. Ein herzliches Dankeschön an alle, die zum Gelingen dieses Tages beitragen“,

der für das kulturelle Erbe zuständige Innenminister Roger Lewentz

Lewentz wird an der Auftaktveranstaltung am 9. September in der Dreifaltigkeitskirche in Speyer teilnehmen. Mit ihrer prächtigen Ausstattung durch Gemälde und Schnitzereien ist die 1710 – 1717 erbaute Kirche das schönste und besterhaltene Beispiel für die lutherische Bautradition. 

Vorgestellt wurde das Programm zum Tag des offenen Denkmals am Donnerstag im Erthaler Hof in Mainz von der Generaldirektorin der GDKE Dr. Heike Otto, der Landeskonservatorin Dr. Roswitha Kaiser und Dr. Markus Fritz-von Preuschen von der Landesdenkmalpflege. Das diesjährige Motto lautet „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ und lädt auf fast schon detektivische Weise dazu ein, sich auf Spurensuche zu begeben, denn viele historische Gebäude haben sich im Laufe der Jahrhunderte aus unterschiedlichen Gründen immer mal wieder verändert, wurden zerstört, wieder aufgebaut, umgebaut, angebaut sowie den wechselnden Bedürfnissen und dem Geschmack der jeweiligen Eigentümer angepasst.

„Mir gefällt das Motto auch deswegen so gut, da es sehr prägnant umschreibt, was Denkmalschutz ausmacht und wie verlockend und spannend Denkmalschutz sein kann: Eine faszinierende Spurensuche, die ganz unterschiedliche Akteure zusammenbringt und die uns hilft, die von früheren Generationen geschaffene Baukunst zu verstehen und an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben. Und es werden viele überrascht sein, was vermeintlich stumme Zeitzeugen alles zu erzählen haben“,

Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der GDKE

Auch in diesem Jahr wird es neben den Präsenzterminen eine Vielzahl digitaler Angebote geben.

„Das rege Interesse sich vor Ort umzuschauen, zeigt, wie wichtig es ist, Denkmäler sinnlich zu erfahren. Auf der anderen Seite haben wir gerade in den vergangenen zwei Jahren erlebt, dass die digitalen Vermittlungsformate im Bereich der Denkmalpflege durchaus neue und interessante Zugangsmöglichkeiten bieten. Mehr noch: Die digitalen Angebote helfen Schwellenängste abzubauen und neue Interessentengruppen – vor allem auch in der jungen Generation zu erschließen.“

Landeskonservatorin Dr. Roswitha Kaiser

Der seit 2018 von der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) am gleichen Tag veranstaltete „Denkmaltag Rheinland-Pfalz“ soll den Blick fokussiert auf das Bundesland lenken und damit das bundesweite Programm des Tags des offenen Denkmals sinnvoll um regionale Aspekte ergänzen. Hierzu wird eine Broschüre vorgelegt, die sich in diesem Jahr unter dem Titel „Steinerne Zeugen aus Renaissance und Barock“ mit den Denkmälern des 16. bis 18. Jahrhunderts beschäftigt und damit die 2019 begonnene Reihe thematisch fortsetzt. 

„Gerade die Zeit der Renaissance und des Barock war oftmals von Umwälzungen, Kriegen und Revolutionen betroffen, die immer wieder zum Neuanfang zwangen. Ich finde es erstaunlich und bewundernswert, welche schöpferische Kraft sich dennoch in dieser Epoche herausgebildet hat. Angesichts der aktuellen Katastrophen, Krisen und gewaltsamen Auseinandersetzungen in Europa geben sie uns ein Beispiel in einer Zeit die uns erneut herausfordert und stehen uns als nicht versiegender Zukunftsglaube vor Augen – auch hier können wir aus der Geschichte lernen.“

Dr. Heike Otto.

Rheinland-Pfalz präsentiert in diesem Jahr rund 260 Veranstaltungen. Zu den Highlights gehören beispielsweise die Mainzer Johanniskirche, der sogenannte „Alte Dom“ mit bis in merowingische und römische Zeit zurückreichenden Ausgrabungen; aber auch der nach einem Brand durch bürgerschaftliche Initiative wiederhergestellte landschaftsprägende klassizistische Pavillon auf dem Ruppertsberg im Kreis Bad Dürkheim oder ganz aktuell eine archäologische Ausgrabung der GDKE Landesarchäologie Speyer, bei der nahe Landau-Godramstein massive römische Steinfundamente entdeckt wurden. Vieles deutet darauf hin, dass es sich bei diesen Fundamenten um die Überreste eines spätantiken Kastells handelt. 

Für die Besucherinnen und Besucher ist das Programm der Denkmäler wie auch der digitalen Angebote auf der Website der Deutschen Stiftung Denkmalschutz einsehbar (www.tag-des-offenen-denkmals.de). Über den Suchfilter kann auch das Angebot der einzelnen Bundesländer, darunter das von Rheinland-Pfalz, abgerufen werden. 

Als Ergänzung für Vor-Ort-Besuche oder zur vertiefenden Information dient die GDKE-Broschüre „Steinerne Zeugen aus Renaissance und Barock“, die das gesamte Spektrum der Denkmalgattungen aufzeigt. Zu ihnen zählen neben so prominenten Bauten wie dem Kurfürstlichen Schloss in Mainz oder dem idyllisch im Kylltal gelegenen Schloss Malberg auch stattliche Adelspaläste, wie etwa der Erthaler Hof, der Sitz der rheinland-pfälzischen Landesdenkmalpflege, oder auch der Ältere Dalberger Hof, einer der bedeutendsten Adelshöfe in Mainz.

„Der Blick wird auch auf bürgerliche Wohnarchitekturen in Stadt und Land geworfen, darunter auf das repräsentative barocke Bürgerhaus „Zu den drei Mohren“ in Mainz oder die Herberge „Zum Maulbeerbaum“ in Landau. Die prächtigen Schaufassaden in Maikammer oder die Denkmalzonen „Altstadt“ in Obermoschel sowie in Neustadt an der Weinstraße erzählen eindrücklich vom Leben und Wohnen jener Zeit.“

Dr. Fritz-von Preuschen von der Direktion Landesdenkmalpflege. 

Die gedruckte Broschüre wird in den beschriebenen Kulturdenkmälern, bei den Denkmalbehörden sowie anderen öffentlichen Einrichtungen und Tourist-Informationen kostenlos angeboten. Gleichzeitig ist sie in digitaler Form über die Website der Landesdenkmalpflege verfügbar. 

Der Tag des offenen Denkmals findet 2022 bundesweit zum 30. Mal statt. 1993 wurde der Aktionstag von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz erstmals ausgerufen. Rheinland-Pfalz beteiligt sich bereits seit 1992 an den European Heritage Days. 

„Dass die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit den Kaiserthermen in Trier und dem Schloss Herrnsheim bei Worms gleich zwei rheinland-pfälzische Denkmäler als besonderes Highlight der bundesweit über 5.000 Veranstaltungen herausgehoben hat, freut mich ganz besonders.“

Minister Roger Lewentz

Quelle: Generaldirektion Kulturelles Erbe / Agentur Bonewitz