Landau – Im August 2023 war in Abstimmung mit dem Europäischen Ex-situ-Programm (EEP) im Zoo Landau ein neues Zuchtpärchen Waldhunde zusammengestellt worden. Und obwohl es nach „Liebe auf den ersten Blick“ aussah, ließ der sehr gewünschte Nachwuchs auf der 2017 u.a. mit Unterstützung des Freundeskreises des Zoo Landau neu eingerichteten Gehegeanlage zunächst auf sich warten – bis jetzt.
Am 23. April wurden fünf Jungtiere geboren! Zunächst wurden mögliche Störungen auf ein Minimum begrenzt. Nun gab es einen ersten tierärztlichen Gesundheitscheck, bei dem auch der Mini-Transponderchip zur eindeutigen individuellen Identifizierung gesetzt wurde. Es handelt sich um zwei männliche und drei weibliche Welpen, die sich augenscheinlich hervorragend entwickeln. Waldhunde werden blind geboren und verbringen die ersten Lebenswochen in ihrer Wurfhöhle. Inzwischen sind die Augen geöffnet, die ersten Milchzähne sind gewachsen und die Welpen beginnen bald, die von den Elterntieren bereitgestellten Fleischmahlzeiten zu probieren.
Es handelt sich um die Erstnachzucht dieser bedrohten Art im Zoo Landau. Waldhunde werden in nur 50 Zoos in Europa, in nur sechs Zoos in Deutschland gehalten. In den letzten 12 Monaten ist laut Zoological Information Management System (ZIMS), einem internationalen digitalen Tierdatenerfassungsprogramm für Zootiere, die Nachzucht in nur 12 Zoos gelungen.
Waldhunde sind extrem soziale Tiere, die in Familientrupps aus Elterntieren und Nachkommen aus mehreren Würfen leben. Erwachsene Töchter werden von der Mutter „sexuell unterdrückt“, so dass sie sich nicht in der eigenen Gruppe fortpflanzen.
Die Kommunikation innerhalb einer Familiengruppe ist vielfältig und zeigt eine Reihe von Körperhaltungen, Gesichtsausdrücken, Schwanz- und Ohrenhaltungen sowie intensive Lautäußerungen. Die Geruchsmarkierung ist eine wichtige Form der sozialen Kommunikation, und damit wird auch das eigene Revier gegen andere Rudel abgegrenzt. Dabei heben die Männchen beim Harnabsatz das Bein wie ein Haushund, die Weibchen vollführen einen „Handstand“, indem sie mit den Hinterbeinen eine vertikale Fläche – etwa einen Baumstamm – hinaufklettern, um an einer möglichst hohen Stelle zu markieren.
Waldhunde bewohnen in der Natur Wald, Savannen, Strauch- und Grasland im östlichen Mittelamerika und nördlichen Südamerika. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich südlich bis Paraguay und ins nordöstliche Argentinien. Sie sind sehr gute Schwimmer und Taucher und kommen stets in der Nähe von Gewässern vor. Als Anpassung an ihre wassergebundene Lebensweise haben sie Schwimmhäute zwischen den Zehen, was auch das Laufen auf sumpfigem Boden erleichtert.
Leider gibt es auch für diese interessante Tierart zahlreiche menschenverursachte Bedrohungen, darunter der Verlust von intaktem Lebensraum durch sich großflächig ausweitende Landwirtschaft und die Verringerung des Beutetierbestands durch Wilderei. Durch Haushunde können für Waldhunde tödliche Krankheiten übertragen werden.
Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) sind Waldhunde als „potenziell gefährdet“ gelistet, der Populationstrend ist abnehmend. Der koordinierten Erhaltungszucht in Menschenobhut kommt für die Art daher eine besondere Bedeutung zu.
Der Zoo Landau ist Teil des EEP, das das Ziel hat, eine stabile Reservepopulation in Zoos aufzubauen.
„Die Waldhunde haben durch ihre Seltenheit in Zoos, ihre besondere Lebensweise und Sozialstruktur einen wichtigen Platz in der Umweltbildungsarbeit von Zoo und Zooschule. Dass wir jetzt durch erfolgreiche Nachzucht von gleich fünf gesunden Jungtieren darüber hinaus einen Betrag für die Erhaltungszucht leisten, ist ganz besonders erfreulich!“
Zoodirektor Dr. Heckel
Bis auf Weiteres werden die Jungtiere allerdings noch nicht für die Zoogäste zu sehen sein. Die Eltern- und Jungtiere haben zwar die freie Wahl, in welchem Gehegeteil sie sich aufhalten möchten, aber die Jungtiere können noch nicht sicher laufen, sie werden sich daher vermutlich frühestens in drei bis vier Wochen zeigen.
Quelle: Zoo Landau in der Pfalz