Pirmasens – Kaufmannsladen, Schoggelgaul und Bobbeschees: Das Stadtmuseum Altes Rathaus zeigt ab Samstag, 21. Juni 2025, eine Sonderschau zu Kinderspielzeug im Wandel der Zeit.
Besucher erhalten einen kleinen Einblick in die Spielzeugkultur aus dem Anfang bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Zahlreiche Exponate gehören zu einem neuen Bestand des Stadtarchivs und werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Sie erzählen lebendig und anschaulich vom Leben unserer Vorfahren.
Baukästen spiegeln in den 50er-Jahren die Konjunktur der Wiederaufbaujahre. Der Zeitgeist verlangt von den Kindern, dass sie „sinnvoll“ spielen, bauen und lernen; der Weg in die Freizeitgesellschaft ist noch Zukunftsmusik. Zu sehen ist ein Mississippi-Schaufelraddampfer der Göppinger Firma Märklin.
Hauswirtschaftliches Spielzeug, das die Welt der Erwachsenen im Miniaturformat abbildet, entsprach dem bis in die 1970er Jahre vorherrschenden Leitbild der Mädchenerziehung zur Hausfrau und Mutter. Dass es den Kindern dennoch Freude bereitet hat mit solchen Spielsachen zu hantieren, versteht sich beim Blick in die Ausstellung fast von selbst. Zu entdecken gibt es neben Strick-Liesel und Bobbeschees etwa auch einen Kaufmannsladen „en miniature“, der durch unzählige Details besticht, etwa den kleinen Schubfächern für Mehl, Zucker, und Linsen.

Ein ganz besonderes Schmuckstück stellt die von einem Schreiner mit viel Liebe zum Detail handgefertigte Puppenküche dar – aufgemalte Granitfließen im Schachbrettmuster inklusive. Zwei Buffetschränke dominieren das herrlich arrangierte Diorama, anhand dessen sich auch die zunehmende Technisierung im Haushalt der Wirtschaftswunderjahre nachvollziehen lässt. Während der Handquirl scheinbar ausgedient hat und neben Blechtöpfen und Pfannen an der Wand sein Dasein fristet, sind die elektrischen Küchengeräte die Stars der Stunde. Etwa eine hochmoderne Kombination aus Mixer und Rührmaschine. Längst hat auch ein Eisschrank, alte Pirmasenser sprechen auch gerne vom Frigo, Einzug gehalten. Ein Elektro-Herd samt Backrohr, auf dem Seischüssel und schwarzer Gussbräter auf ihren Einsatz warten, war der neueste Schrei. Und dass in diesen Küchen auch wirklich gekocht wurde, zeigt ein Foto, auf dem sich Kinder Puppenwürste zubereitet haben.
„Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen als im Gespräch in einem Jahr“, urteilte einst der griechische Philosoph Platon. Getreu diesem Motto zeigen die Ausstellungsmacher eine Auswahl historischer Brett- und Kartenspiele, die Einblick in die Vielfalt und Kreativität der jeweiligen Epoche bieten. Wer erinnert sich nicht an „Fang den Hut“, „Lustiges 1×1“ oder ein Quartettspiel mit berühmten Gemälden? Zu sehen sind außerdem historische Märchen-Glasplatten, die sich mittels „Zauberlaterne“, einer sogenannten Laterna Magica, in bunte Bilder verwandeln. Nostalgischen Charme versprühen außerdem ein hölzernes Schaukelpferd und die einst so populären Salamander-Figuren „Lurchi & seine Freunde“.
Sportlicher Spielspaß hatte in den 50er- und 60er-Jahren einen festen Platz im Alltag der Mädchen und Jungen – Sommer wie Winter. Ausgestellt in den Vitrinen sind Rollschuhe, die mittels Lederriemen unter die Straßenschuhe gebunden werden konnten. Das Pendant dazu sind schnürbare Schlittschuhe, die so manche Runde auf dem zugefrorenen Eisweiher miterlebt haben. Passend dazu sind die Aufnahmen des langjährigen PZ-Fotografen Helmut Grüny, der die Rasselbande bei den populären Freizeitbeschäftigungen festgehalten hat.
Abgerundet wird die Zeitreise durch eine historische Bilderschau. Zu sehen sind etwa schwarz-weiß-Aufnahmen aus den Spielzeugabteilungen von Kaufhäusern wie Merkur und Moster sowie Spielwaren Babilon.
Alle gezeigten Spielzeuge stammen aus Pirmasenser Haushalten. Die Stücke sind als großzügige Schenkungen an das Stadtarchiv übergegangen. Verbunden mit den Objekten sind häufig ganz persönliche Geschichten. So hat etwa ein Mädchen ihre lieb gewonnenen Stücke nach den verheerenden Bombenangriffen aus den Trümmern des zerstörten Elternhauses gerettet.
Auf einen Blick: Die neue Sonderausstellung „Historische Spielzeuge“ ist bis einschließlich Sonntag, 24. August 2025, im Stadtmuseum Altes Rathaus, Hauptstraße 26, zu sehen. Die Einrichtung ist jeweils dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt für Erwachsene beträgt 2,50 Euro, Kinder haben in Begleitung Erwachsener freien Eintritt. Das Ticket berechtigt außerdem zum Besuch der Dauerausstellung „Wald, Schloss, Schuh – die Geschichte der Siebenhügelstadt“ sowie des Scherenschnittkabinetts der Papierkünstlerin Elisabeth Emmler. Auskunft beim Stadtarchiv, Telefon: 06331/842299; E-Mail: stadtarchiv@pirmasens.de
Quelle: Stadtverwaltung Pirmasens