Wachenheim an der Weinstraße – Sie zählen zu den größten Pianisten des 19. Jahrhunderts, waren eng befreundet und doch grundverschieden: Franz Liszt, der feurige Tastenlöwe und Frédéric Chopin, das zarte Künstlerseelchen. Joseph Moog, der mit seiner einzigartigen Künstlerpersönlichkeit das Golden Age der Klaviermusik wiederbelebt, spielt am Sonntag, 23. November 2025, um 19 Uhr im Palais Schloss Wachenheim Werke der beiden ungleichen Freunde.
Franz Liszt (1811 – 1886) war in Paris bereits ein gefeierter Virtuose, als er 1832 den ein Jahr älteren Frédéric Chopin (1810 – 1849) traf. Es war der Beginn einer langen Freundschaft der grundverschiedenen Künstler: Der extrovertierte Franz Liszt riss das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin, es herrschte eine regelrechte „Lisztomanie“. Frédéric Chopin hingegen hasste öffentliche Auftritte und unterrichtete lieber. Seine Werke präsentierte er nur in der intimen Atmosphäre der adeligen Salons. Während sein Spiel zart und wie geflüstert erschien, ging unter dem leidenschaftlichen Spiel seines Freundes Franz Liszt nicht selten ein Konzertflügel zu Bruch. Trotzdem bewunderten die beiden einander und inspirierten sich gegenseitig. Chopin widmet seinem Freund seine 1833 erschienenen Klavier-Etüden op. 10. Liszt wiederum eignete seine Grandes Études Chopin zu. Die Freundschaft zerbrach noch vor Chopins frühem Tod mit nur 39 Jahren. 1851 ver-öffentlichte Liszt ein Buch über seinen Freund, das zugleich Biographie und Auseinandersetzung mit dessen Werk war.
Bei der Wachenheimer Serenade spielt Joseph Moog vier Scherzi von Frédéric Chopin. Chopin huldigte damit der Scherzo-Form derBeethoven-Sinfonien, schuf aber zugleich eine neue Gattung, indem er sie aus dem sinfonischen Zusammenhang löste und zu einem romantischen Klavierstück umdeutete. Das erste Scherzo in h-moll trägt autobiografische Züge: Während Chopin in Wien weilte, brachen 1830 in Warschau die Novemberaufstände los und zwangen ihn, nicht nach Hause, sondern nach Paris zu reisen. Der seelische Aufruhr des jungen Pianisten ist in den wilden, fieberhaften Achtel-Passagen und jähen Stimmungswechseln des Stückes zu hören. Gegenüber dem entfesselten ersten Scherzo ist das Scherzo Nr. 2 in E-Dur musikalisch wie pianistisch vielfältiger.
Franz Liszt schrieb seine Polonaisen als virtuose Konzertkompositionen, die mit der ursprünglichen Tanzform nicht mehr viel gemein haben. Der Einfluss des Stils des Freundes Chopin ist in beiden Werken zu hören. Während die Polonaise Nr. 1 in c-moll, die auch den Titel „mélancolique“ trägt, eher selten gespielt wird, ist die Polonaise Nr. 2 in E-Dur wegen ihrer leidenschaftlichen und virtuos-dramatischen Natur öfter in den Konzertprogrammen zu finden.
Die beiden Balladen von Franz Liszt konnten sich im übermächtigen Schatten der vier Balladen von Chopin nicht behaupten, dessen Idee es war, die dichterische Form der Ballade in die Musik zu übertragen. Die Komposition der Ballade Nr. 1 in Des-Dur, entstanden 1845–49, fiel für Liszt in eine Zeit des Umbruchs. Der Künstler hatte sich gerade von seiner langjährigen Lebensgefährtin, der Gräfin Marie d’Agoultgetrennt, als er mit dem Stück begann. Die ersten Skizzen zu dem Werk nannte er deshalb „dernières illusions“ (letzte Illusionen). Bekannter ist die zweite Ballade in h-moll.
Innovative Programme und eine vielfach preisgekrönte Diskografie dokumentieren Joseph Moogs umfangreiches Repertoire. Mit leidenschaftlicher Musikalität, facettenreicher Klangästhetik und fesselnder Virtuosität begeistert er seit vielen Jahren weltweit Publikum und Presse. Ausgezeichnet mit dem Gramophone Classical Music Award, zwei International Classical Music Awards und nominiert für den Grammy ist er auf den großen Bühnen der Welt zuhause. Joseph Moog, Sohn zweier Orchestermusiker, ist Preisträger des Prix Groupede Rothschild und wurde 2009 in den Kreis der Steinway Artists berufen. Er ist Gründungsmitglied des Konz Musik Festival nahe seinem heutigen Wohnsitz in Luxemburg und Kulturbotschafter seiner Heimatstadt Neustadt an der Weinstraße.
Karten zum Preis von 25,00 Euro (Schüler und Studierende 14,00 Euro, Kinder unter 12 Jahren frei) sind erhältlich unter www.wachenheimer-serenade.de, bei der Tourist-Info Wachenheim, bei Musik-Haas in Bad Dürkheim und bei Dürninger in Neustadt an der Weinstraße.
Quelle: Freundeskreis Wachenheimer Serenade e.V.




