Speyer – Über den mittelalterlichen Mauern liegt kein Dach, sondern der blaue Himmel. Von der 1104 in Speyer in der Pfalz eingeweihten Synagoge, einem romanischen Hallenbau, sind heute nur noch einige Wände übrig. Nebenan führt eine von einem Glasdach geschützte Treppe viele Meter unter die Erde zu einem Wasserbecken, das in einem gemauerten Schacht liegt: die Mikwe.

Das mit romanischen Ornamenten verzierte Bad stammt aus dem 12. Jahrhundert. Es ist die älteste und am besten erhaltene Monumental-Mikwe nördlich der Alpen – und ein wichtiges Zeugnis aus der Blütezeit des jüdischen Lebens in der Stadt. Viele Besucher sind beeindruckt von der besonderen Atmosphäre in dem gut erhaltenen Tauchbad, das zur rituellen Reinigung diente. 

SchUM-App zum Hören und Anschauen

Die Synagoge mit ihrem angebauten Betraum für Frauen – der sogenannten Frauenschul – und die Mikwe gehören zum mittelalterlichen Judenhof, der einst das Zentrum des Viertels bildete. Besucher können die Sehenswürdigkeiten entweder im Rahmen einer geführten Tour, die regelmäßig angeboten wird, oder auf eigene Faust  mit der SchUM-App erkunden: Dabei tauchen sie gemeinsam mit Rebecca, einer Besucherin aus den USA, ein in die fast tausendjährige Vergangenheit der Stadt. In der Geschichte begegnet man zwei „Weisen von Speyer“ aus dem Mittelalter, die vom jüdischen Leben und der Kultur erzählen. Mit vielen Hörpassagen, kurzen Videos und ergänzenden Erklärungen wird der Spaziergang zu einem erkenntnisreichen Erlebnis.

Führung im Judenhof in Speyer (Foto: Pfalz-Touristik e.V./Dominik Ketz)
Führung im Judenhof in Speyer (Foto: Pfalz-Touristik e.V./Dominik Ketz)

Klosterkirche als „Haus des Friedens“

Der Judenhof ist eine der „SchUM-Stätten“ in Speyer, Worms und Mainz, die seit 2021 zum UNESCO-Welterbe zählen. Schon im Hochmittelalter hatten die drei Städte den nach ihren hebräischen Anfangsbuchstaben benannten Bund „SchUM“ geschlossen.

Nachdem die Nationalsozialisten in Speyer das jüdische Leben fast vollständig ausgelöscht hatten, ist es heute wieder zurückgekehrt. Die ehemalige Klosterkirche St. Guido wurde zur Synagoge „Beith Shalom – Haus des Friedens“ umgebaut und 2011 eröffnet. Vom 12. September bis zum 1. Dezember werden außerdem die SchUM-Kulturtage gefeiert: Zum Programm gehören Musik und Theater, sie werden aber auch Ereignisse aus der Geschichte beleuchten, das Gedenken an die Opfer des Antisemitismus pflegen und die Lebendigkeit des jüdischen Vermächtnisses in der Stadt feiern.

Weitere Informationen zur Region unter www.rlp-tourismus.de/pfalz

Details zu den Angeboten in Speyer unter www.rlp-tourismus.com/de/infosystem/infosystem/Judenhof-UNESCO-Welterbe-SchUM-Speyer_Speyer/infosystem.html und https://www.rlp-tourismus.com/de/infosystem/infosystem/Synagoge-Beith-Shalom_Speyer/infosystem.html.

Quelle: Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH