Ludwigshafen – Die Ausstellung „Street Life“ im Wilhelm-Hack-Museum nimmt die Besucher mit auf eine Reise durch die Straßen der Klassischen Moderne bis in die Gegenwart.

Als lebhafte Verbindung zwischen öffentlichem und privatem Raum bildet die Straße seit jeher einen höchst heterogenen Ort, an dem unterschiedlichste Lebensbereiche – unter anderem Arbeit, Freizeit, Konsum, Verkehr und Politik –, gesellschaftliche Gruppen und Interessen aufeinandertreffen. Sie ist Ort der Repräsentation, Selbstinszenierung und Kommunikation, des Widerstands und Protestes. „Street Life“ zeigt auf, wie sich die kulturellen, sozialen, gesellschaftlichen und politischen Diskurse einer Epoche in die künstlerische Auseinandersetzung mit der Straße einschreiben. Die Straße wird zur Bühne, auf der wesentliche Fragestellungen einer Epoche künstlerisch verhandelt werden.

In sechs thematischen Schwerpunkten beleuchtet die Ausstellung medien- und epochenübergreifend verschiedene Strategien der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Straße. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Straße als kulturellen Aktionsraum. Von den ambivalenten Straßenszenen der Expressionisten, über die Eroberung des urbanen Raums unter gesellschaftskritischen Vorzeichen im Kontext von Happening, Performance und Graffiti bis hin zu zeitgenössischen Praktiken, welche die Straße als menschliches Lebensumfeld im Rahmen von Ökologie, Nachhaltigkeit, Globalisierung sowie Demokratiebewegung neu definieren.

Im ersten Themenschwerpunkt „Representing the street – Die Straße als Spiegel der modernen Gesellschaft“ symbolisiert die Straße die Befindlichkeit des modernen Menschen nach Auffassung der Futuristen, Expressionisten und Surrealisten am Anfang des 20. Jahrhunderts. Hier werden beispielweise Werke von Max Ernst, George Grosz und Ernst Ludwig Kirchner gezeigt.

„Documenting the street – Die Straße und ihre Akteure“ beschäftigt sich mit den 1920er- und 1930er-Jahren, in denen die Menschen auf der Straße zum Motiv werden und der Versuch entsteht, das urbane Leben in seiner Dynamik, Beiläufigkeit und Momenthaftigkeit einzufangen. Mit einem Schwerpunkt auf dokumentarischen Positionen werden Werke von Künstlern wie etwa Friedrich Seidenstücker und Helen Levitt ausgestellt.

George Grosz, Straßenszene, Kurfürstendamm 1925, Öl auf Leinwand, 81,3 x 61,3 cm, MuseoNacional Thyssen-Bornemisza, Madrid
George Grosz, Straßenszene, Kurfürstendamm 1925, Öl auf Leinwand, 81,3 x 61,3 cm, MuseoNacional Thyssen-Bornemisza, Madrid

„Performing the street – Die Straße als Bühne“, beleuchtet die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, in der Künstler zunehmend den öffentlichen Raum erobern und die Straße zur Bühne ihrer Aktionen wird. Häuser, Wände und Fassaden, wie auch Passanten, werden Teil des künstlerischen Materials.

Der vierte Themenschwerpunkt „Writing the street – Graffiti oder die Straße als Text“ zeigt anhand von Fotografien und Gemälden die Entwicklung der global vernetzten zunehmend anerkannten Kunstform Graffiti. Durch die Ergänzung früher Beispiele der urbanen Kunst ergibt sich ein historisches Narrativ. Unter anderem sind hier Werke von Brassaï und Gérard Zlotykamien zu sehen. Das vom Wilhelm-Hack-Museum initiierte internationale Street Art- Projekt MURALU erweitert die Ausstellung in den öffentlichen Raum der Stadt.

Die Motive der Landstraße wie Reise, Fernweh, Abenteuer und Freiheit treten im Themenschwerpunkt „Reading the street – Die Straße als Zeichen“ in den Vordergrund. In fotografischen Reisetagebüchern halten Fotografen wie Stephen Shore Eindrücke des Road Trips fest. Pop Art und Konzeptkunst wiederum rücken das Zeichensystem der Straße mit ihren kulturellen Codes in den Fokus.

Der sechste und letzte Themenschwerpunkt „Dissolving the street – Die Straße als Habitat“ präsentiert zeitgenössische künstlerische Positionen, welche die Straße als Lebensraum im Spannungsfeld von Ökologie, Nachhaltigkeit, Globalisierung und Demokratiebewegungen thematisieren.

Die von Dr. Astrid Ihle kuratierte Ausstellung versammelt internationale künstlerische Positionen aus den Bereichen Malerei, Grafik, Fotografie, Film, Skulptur und Installation. Es werden in „Street Life“ rund 160 Werke von über 70 Künstlern gezeigt, darunter Leihgaben aus internationalen privaten und öffentlichen Sammlungen sowie Werke aus der Sammlung des Wilhelm-Hack-Museums.

Daten & Fakten zu StreetLife

Street Life. Die Straße in der Kunst von Kirchner bis Streuli 19. November 2022 bis 05. März 2023

Eröffnung Samstag, 19. November 2022, 17 Uhr
Grußworte: Prof. Dr. Cornelia Reifenberg/ Bürgermeisterin der Stadt Ludwigshafen am Rhein
Karin Heyl / Leiterin Gesellschaftliches Engagement BASF SE
René Zechlin / Direktor des Wilhelm-Hack-Museums
Einführung: Dr. Astrid Ihle / Ausstellungskuratorin des Wilhelm-Hack-Museums

Kuratorin Dr. Astrid Ihle

Ausstellungumfang 160 Werke von über 70 Künstlern

Quelle: Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen