Neustadt an der Weinstraße – Das „Hambacher Fest“ ist vom Landtag Rheinland-Pfalz als „Ort der rheinland-pfälzischen Demokratiegeschichte“ ausgezeichnet worden. Landtagspräsident Hendrik Hering ging bei einer Festveranstaltung im Festsaal des Hambacher Schlosses in Neustadt an der Weinstraße auf die Bedeutung des weit über die Grenzen des Bundeslandes hinaus bekannten Erinnerungsortes der deutschen Demokratie- und Nationalgeschichte ein. Ein bronzenes Redepult kennzeichnet nun als Auszeichnungsobjekt diesen herausragenden Demokratieort in Rheinland-Pfalz.

Die Auszeichnung „Ort der rheinland-pfälzischen Demokratiegeschichte“ wird vom Landtag Rheinland-Pfalz zweimal jährlich verliehen. Dabei werden zentrale Orte der Demokratiegeschichte des Bundeslandes ausgezeichnet. Zuerst war im Frühjahr 2024 die Mainzer Republik an der Reihe. Im Herbst vergangenen Jahres wurde die „Bergzaberner Republik“ ausgezeichnet.

Bronzenes Redepult (Foto: Landtag Rheinland-Pfalz
Bronzenes Redepult (Foto: Landtag Rheinland-Pfalz

„Beim Hambacher Fest im Mai 1832 zogen etwa 30.000 Menschen hinauf zur Burgruine von Hambach, um dort für Rechte wie Presse- und Meinungsfreiheit, ein in Solidarität verbundenes Europa sowie die Gründung eines deutschen Nationalstaats zu demonstrieren. Hambach ist zum Symbol geworden für unsere Demokratie. Daher ist es uns eine ganz besondere Ehre, dass eine der Originalfahnen des Fests von 1832 bis heute im rheinland-pfälzischen Plenarsaal ausgestellt ist. Sie erinnert uns Parlamentarier an die lange demokratische Tradition unseres Bundeslandes. Sie mahnt zugleich auch, dass die Demokratie – nicht selten unter großen Opfern – errungen werden musste. Sie zu bewahren ist die Pflicht der heutigen und der kommenden Generationen.“

Landtagspräsident Hendrik Hering

Das Hambacher Schloss sei einer der bekanntesten und beliebtesten Anlaufpunkte für unsere Demokratiegeschichte. Und dies auch deshalb, weil die Verbindung von Ort und Ereignis die Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes anfassbar und erfahrbar mache, so der Landtagspräsident.

„Das Hambacher Schloss ist bereits als Stätte des europäischen Kulturerbes und als Ort der deutschen Demokratiegeschichte ausgezeichnet. Die Würdigung durch den Landtag von Rheinland-Pfalz vervollständigt damit den ganz besonderen Dreiklang aus europäischer, nationaler und regionaler Anerkennung. Für die Stiftung Hambacher Schloss ist die Auszeichnung eine große Ehre und zugleich ein Ansporn, sich weiterhin entschlossen für Einheit, Freiheit und Völkerverständigung einzusetzen und damit den ‚Geist von Hambach‘ in die Welt zu tragen. Dabei haben wir das große Jubiläum im Jahr 2032 fest im Blick, wenn wir, wie schon beim Hambacher Fest 200 Jahre zuvor, viele Menschen für die Demokratie begeistern wollen.“

Simone Schneider, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Hambacher Schloss
Mirko Drotschmann (Foto: Landtag Rheinland-Pfalz)
Mirko Drotschmann (Foto: Landtag Rheinland-Pfalz)

„MrWissen2Go“ erklärt das Hambacher Fest

Der Journalist Mirko Drotschmann („MrWissen2Go“) präsentierte im Rahmen der Abendveranstaltung die Geschichte und Hintergründe des Hambacher Fests. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion debattierten Landtagspräsident Hendrik Hering, der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, Bernhard Kukatzki,Professorin Manuela Glaab von der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau und Kristian Buchna, wissenschaftlicher Geschäftsführer der Stiftung Hambacher Schloss.

Die Veranstaltung war eine Kooperation von Landtag Rheinland-Pfalz, der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz sowie der Stiftung Hambacher Schloss. Durch den Abend führte die Journalistin und Moderatorin Nora Hespers.


Hintergrund: Das Hambacher Fest
Beim „Hambacher Fest“ vom 27. Mai 1832 versammelten sich auf der Burgruine von Hambach in der Nähe der heutigen Stadt Neustadt an der Weinstraße bis zu 30.000 Menschen, um für die Gründung eines deutschen Nationalstaats und Grundrechte wie Presse- und Meinungsfreiheit einzutreten. Zudem demonstrierten Sie für ein in Solidarität verbundenes Europa. Dass die Protestierenden in Form eines „Festes“ zusammenkamen, war nicht zufällig. Denn in der Zeit von Restauration und Vormärz zwischen 1814/15 und 1848 konnte mit diesem spitzfindigen Versammlungsformat ein Verbot durch die Zensurbehörden umgangen werden. Zentrale Organisatoren waren Jakob Siebenpfeiffer (1789-1845) und Johann Georg August Wirth (1798-1848), die beide dem sog. „Preßverein“ (Deutscher Vaterlandsverein zur Unterstützung der freien Presse) angehörten und als Redner auftraten.


Quelle: Landtag Rheinland-Pfalz