Herxheim – Das Chawwerusch macht in seinem Jubiläumsjahr augenzwinkernd eine „Einladung zum Scheitern“, denn so lautet der Untertitel des diesjährigen Sommer-Freilichtstücks „Don Quijote“.

Hausautor Danilo Fioriti hat aus dem weltberühmten Stoff aus Spanien eine turbulente, lebensfrohe wie wehmütige Tragikomödie auf zwei Ebenen geschaffen: Zum einen stolpert der selbsternannte Ritter Don Quijote mit seinem Sancho Pansa auf seiner Reise über allerlei Hindernisse, zum anderen erleben die Schauspielerinnen einer kleinen Wanderbühne (Felix S. Felix, Danilo Fioriti, Miriam Grimm, Ben Hergl, Ann-Kathrin Kuppel, Stephan Wriecz) ebenfalls einige Missgeschicke, während sie für das Publikum die alte Geschichte von Cervantes spielen. Premiere ist am Samstag, 15. Juni 2024 im Park der Villa Wieser in Herxheim. Nach einer zweiten Vorstellung am Sonntag, 16. Juni am gleichen Ort geht die Produktion auf große Sommertournee in Süddeutschland.

Die alten Lederschuhe sind abgewetzt, die groben Bauernkostüme ausgebeult und schmuddelig und ein echtes Pferd oder Esel als Reittier kann sich auch keiner leisten. Trotzdem: Das Stück muss auf die Bühne! Selbst wenn sich die Schauspielerinnen auf der kleinen Wanderbühne schmerzhaft verletzen und noch manches mehr anders läuft als geplant. Don Quijote kann ja auch mal von jemand anders dargestellt werden. Man muss nur genau hinschauen, wer gerade das Scherbecken des Barbiers oder auch mal ein Sieb auf dem Kopf hat, denn sie oder er ist dann gerade Don Quijote mit dem Helm des Mambrin. Voller Leidenschaft spielen sie die alte, liebenswerte Geschichte von Cervantes: Unzählige Bücher haben in Herrn Quijana die Sehnsucht nach einem edlen Leben als Ritter geweckt. Er will nun nicht mehr lesen, sondern im wirklichen Leben als Don Quijote de la Mancha heroische Abenteuer bestehen und die Welt zu einer besseren machen. Gemüsebauer Sancho Pansa hat er bald davon überzeugt, ihn als Knappe zu begleiten, sein bisheriges Leben bei seiner schimpfenden Ehefrau lässt ihm wenig Platz für heldenhafte Gefühle. Und so ziehen die beiden Träumer los, um das edle Leben eines Ritters zu führen: „Wir durchmessen bei Sonne, Kälte, Wind und Wetter, ob nachts oder tags die ganze Welt auf eigenen Sohlen. Wir lernen die Welt nicht nur auf Bildern, sondern leibhaftig kennen.“ Natürlich darf auch der große sprichwörtliche Kampf gegen Windmühlen nicht fehlen. Auch wenn er verloren geht, bleibt die glückliche Erschöpfung, für ein edles Ziel gekämpft zu haben.

Wer könnte sich dem Charme des ewig scheiternden Don Quijote entziehen? Die Zuschauenden sehen durch seine Augen statt des heruntergekommenen Wirtshauses eine prächtige Burg und das berittene Heer in der Schafherde. Ein Perspektivwechsel, der es erlaubt, Gewohntes ganz neu zu sehen. Seine Fantasie und sein unerschütterlicher Glauben an eine ideale Welt können ein Vorbild sein. Das Scheitern an der Wirklichkeit ist eine Chance, neue Ansätze zu entwickeln um Probleme zu lösen. Dies zeigt sich auch in der zweiten Spielebene: Wenn sich ein Schauspieler der Wanderbühne verletzt, dann muss eben jemand anderes seine Rolle übernehmen. Und so gibt es auch für die Zuschauenden einen Perspektivwechsel: Wie geht eine weibliche Don Quijote mit dem Stereotyp des heroisch kämpfenden Ritters um? Die Inszenierung von Susanne Schmelcher (Assistenz: Johanna Gross) macht sich für den utopischen Grundsatz stark: Immer, wenn man es anders denken kann, könnte es auch anders sein!

Das Bühnenbild von Sarah Sauerborn (Assistenz: Marie Heinen) thematisiert die Wanderschaft, auf der sowohl die Theatertruppe als auch Don Quijote und Sancho Pansa sind: Weite entsteht durch die verschiedenen Ebenen, zweidimensionale Bäume im Vordergrund sind ebenfalls wie eine üppig-grüne Graslandschaft weiter hinten zu sehen. Und ganz in der Ferne sind Windmühlenflügel auszumachen. Es entsteht ein großer offener Raum, der durchwandert wird. Viola Kramer komponierte die Lieder, die vom Ensemble gesungen werden.

Mit der Geschichte der Wanderbühnentruppe greift das Chawwerusch Theater mit einem Schmunzeln die eigenen Anfänge vor 40 Jahren als fahrende Theatergruppe auf. Bis heute hat das mittlerweile professionelle freie Theater mit eigener Spielstätte den Anspruch, mit der Kraft der Fantasie die Wirklichkeit zu verändern.

Das Stück ist ein Beitrag zum diesjährigen Kultursommer-Thema in Rheinland-Pfalz „Kompass Europa: Sterne des Südens“. „Don Quijote“ wurde gefördert vom Kultursommer Rheinland-Pfalz, vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz, der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland- Pfalz, der Dieter-Kissel-Stiftung, der Sparkasse Südpfalz, der Lotto Stiftung Rheinland-Pfalz, der Thüga Energienetze GmbH und dem Bezirksverband Pfalz.

Spieltermine des Chawwerusch Theaters: https://chawwerusch.reservix.de/events

Quelle: Chawwerusch Theater


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