Pirmasens – Am kommenden Montag, 17. Juni 2024, findet im Forum Alte Post eine Veranstaltung zur Aufarbeitung des Themenkomplexes „Hugo Ball und Antisemitismus“ statt. Der Abend im Elisabeth-Hoffmann-Saal steht unter der Überschrift „Rück- und Ausblick“.

Zu Gast ist die Medienkünstlerin Hito Steyerl. Die 58-Jährige wird ihre Beweggründe schildern, weshalb sie nach der Nominierung für den Hugo-Ball-Preis 2023 eine offene Debatte über antisemitisches Klischees in der Zeit Hugo Balls und unserer Gegenwart angestoßen hat. Darüber hinaus will Steyerl den bisherigen Verlauf aus ihrer Sicht bewerten. Was nehmen wir von dem Prozess mit – diese Frage diskutieren Professor Meron Mendel (48), Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, und Salome Hohl (39), Leiterin des Zürcher Cabaret Voltaire. Der online zugeschaltete Publizist und die Kunsthistorikerin ordnen die wissenschaftliche Aufarbeitung ein. Vertreter der Gymnasien erläutern den Umgang der Jugendlichen mit der Thematik. Im Anschluss wird Oberbürgermeister Markus Zwick auf die bereits angestoßenen Veränderungen eingehen und einen Ausblick auf die Zukunft des Hugo-Ball-Preises geben.

Die Veranstaltung im Forum Alte Post beginnt um 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Hintergrund: Seit 1990 verleiht die Stadt Pirmasens alle drei Jahre den Hugo-Ball-Preis. Mit dem Kulturpreis würdigt die Stadt das Werken des in Pirmasens geborenen Künstlers, Schriftstellers und Kriegsgegners Hugo Ball (1886-1927). Dieser hat – u.a. 1916 im Zürcher Cabaret Voltaire – mit Dada eine der einflussreichsten Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts mitbegründet. 

Im Dezember 2022 haben die Jury und die Stadt Pirmasens den Hauptpreis des Jahres 2023 Hito Steyerl, einer der international bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart, zugesprochen. Der Förderpreis wurde der Schriftstellerin, Dramaturgin, Musikerin und Performerin Olivia Wenzel zugedacht.

Auf Anregung von Hito Steyerl hat die Stadt Pirmasens gemeinsam mit den beiden Preisträgerinnen und der Vorschlagskommission entschieden, die Verleihung des Hugo-Ball-Preises 2023 auszusetzen – zugunsten einer offenen Debatte über antisemitische Klischees in der Zeit Hugo Balls und unserer Gegenwart.

Im frühen 20. Jahrhundert war antisemitisches Gedankengut weit verbreitet, auch viele Künstler beförderten solche Ressentiments. Entsprechende Textpassagen finden sich auch bei Hugo-Ball, etwa in seiner 1919 erschienenen Schrift „Zur Kritik der deutschen Intelligenz“. Damit haben sich die Fachwissenschaft und vor allem auch die Hugo-Ball-Gesellschaft bereits ausführlich und wiederholt beschäftigt; sie sind jedoch in der breiten öffentlichen Wahrnehmung nicht präsent. 

Unter dem Eindruck antisemitischer sowie rassistischer Vorurteile und Vorfälle in der Gegenwart halten die Stadt Pirmasens, die Vorschlagskommission und die beiden Ausgezeichneten eine erweiterte Auseinandersetzung mit Antisemitismus und anderen Formen der Diskriminierung für vordinglich und geboten.

Alle Beteiligten möchten mir der Verleihung des Preises künftig auch ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus verbinden.

Auftakt zu der Debatte mit insgesamt drei öffentlichen Veranstaltungen war eine moderierte Podiumsdiskussion am 23. Januar 2023 in der Pirmasenser Festhalle. Ausgewiesene Fachleute verschiedener Disziplinen beschäftigten sich mit dem Thema „zeitgenössischer Antisemitismus im Werk von Hugo Ball und dessen Gegenwartsbezüge“.

Ergänzend fand am 19. Juli 2023 auf dem Hambacher Schloss in Neustadt/Weinstraße eine Veranstaltung mit den Pirmasenser Gymnasien statt. Unter dem Motto „Gefahr für die Demokratie? Umgang mit Stereotypen/Vorurteilen in der Kunst“ beleuchteten – mit Unterstützung des Bezirksverbandes Pfalz e.V. –  Impulsvorträge, Präsentationen der Schüler, Diskussionen und ein Abschlusstalk mit der zugeschalteten Hito Steyerl die Thematik.

Die beiden bisherigen Veranstaltungen wurden gestreamt und sind im Internet zu finden: www.youtube.com/@pirmasenslive1

Quelle: Stadt Pirmasens


Alle Termine