Ludwigshafen – Die zehnte Ausgabe des Festivals Modern Times zum Saisonstart ist am vergangenen Sonntag, 11.09.2022, zu Ende gegangen. An drei Abenden spielte die Staatsphilharmonie in Ludwigshafen und Mannheim gemeinsam mit Chefdirigent Michael Francis ein abwechslungsreiches Programm, das erneut die Musik des beginnenden 20. Jahrhunderts in den Mittelpunkt rückte.

Intendant Beat Fehlmann zeigt sich erfreut über die Publikumsauslastung:

„Wir konnten mit drei außergewöhnlichen Konzerten bis zu 35% neues Publikum dazu gewinnen. Ein sehr diverses Publikum erreichten wir dabei mit unserer Tanzproduktion zu Strawinskys Werk „Le sacre du Printemps“, was mich sehr freut.“

Unter dem Motto „Rhythm of Change – Wo willst du hin?“ konnte das Publikum in den drei Konzerten Musik erleben, die das Individuum selbst in den Mittelpunkt rückte und Impulse gab, sich mit der eigenen Existenz auseinander zu setzen. 

Das Eröffnungskonzert am 03. September im Mannheimer Rosengarten nahm dabei die Vergangenheit in den Fokus und fächerte ein Konzertprogramm von der Renaissance bis in die Moderne auf. In György Ligetis Chorwerk „Lux Aeterna“ zeigte sich das Wohin als eine Abzweigung: Folgen wir dem Übergeordneten oder uns selbst? Was bedeutet das ewige Licht für jeden individuell? Und wohin führt uns unser Weg, wenn wir diesen verlassen müssen? Das Orchester wurde neben Kai Adomeit am Klavier vom Slowakisch Philharmonischen Chor begleitet. Höhepunkt des Konzerts war Alexander Skrjabins Gesamtkunstwerk „Prometheus“, bei dem die Zuschauenden mittels Leuchtbändern Teil des Konzerterlebnisses wurden. Das Lichtkonzept entwickelte das Künstlerpaar Teresa Renn und Jan Behnstedt-Renn. 

Le Sacre du Printemps in der Friedrich Ebert Halle (Foto: Dt. Staatsphilharmonie)
Le Sacre du Printemps in der Friedrich Ebert Halle (Foto: Dt. Staatsphilharmonie)

Mit der Tanzproduktion, die am 08. September gemeinsam mit der Filmemacherin Isabella Freilinger und der Choreographin Evelyn Krüger-Maîtrel in der Friedrich-Ebert-Halle aufgeführt wurde, ging die Reise in die nahe Zukunft. Das künstlerische Duo interpretierte Strawinskys berühmtes Ballettwerk „Le Sacre du Printemps“ als dystopisches Märchen, das die allgegenwärtige Klimakrise zum Thema machte und dabei das Handeln der heutigen Gesellschaft spiegelte. Die Inszenierung stellt dabei die provokanten Fragen: Wen oder was opfern wir in der heutigen Zeit? Sind wir das Opfer oder sind wir doch schon längst zu Tätern geworden? Unter der Leitung des Chefdirigenten Michael Francis entstand mit mehr als 150 Mitwirkenden auf der Bühne eine aktuelle Auseinandersetzung mit Strawinskys Komposition, das als Schlüsselwerk der Modernen gilt.

Zum Abschluss des Festivals lag der dramaturgische Fokus auf der Gegenwart. Zu hören war eine Kammerfassung von Gustav Mahlers 7. Sinfonie in e-Moll, die die Zuhörer mit dem Prinzip des Echos vertraut machte. In einer wiederholenden Manier erklangen einzelne Motive, die wie Erinnerungen fungieren und aus denen sich letztlich die Gegenwart speist. Das 23-köpfige Ensemble fächerte beim Konzertabend am Sonntag, den 11. September in der Friedenskirche eine musikalische Gesamtwelt auf, die den Impuls des Festivals noch einmal deutlich machte, in dem das Individuum als Sinnsuchender in den Mittelpunkt gerückt wurde. Am Pult stand erneut Chefdirigent Michael Francis, der die emotionale Kraft des Werkes herausstellte.

In der Friedenskirche (Foto: Dt. Staatsphilharmonie)
In der Friedenskirche (Foto: Dt. Staatsphilharmonie)

„Das Festival Modern Times ist immer etwas Besonderes für mich, denn es erklingen Konzertprogramme, die eine existenzielle Aussagekraft haben und die uns unmittelbar berühren und in den Fokus nehmen. Durch die Arbeit an diesen Werken können wir die Gründungszeit der Staatsphilharmonie besser verstehen und uns als Orchester neu kennen lernen.“ 

Chefdirigent Michael Francis

Am kommenden Samstag, 17. September 2022, lädt die Staatsphilharmonie zum Tag der offenen Tür ein. Neben einer öffentlichen Probe mit Chefdirigent Michael Francis können die Besucher hinter die Kulissen der Philharmonie blicken, Kammermusik hören sowie ein buntes Programm für Kinder und Familien erleben. Am Freitag, 23. September 2022, startet die Staatsphilharmonie dann im Pfalzbau in Ludwigshafen in die Abosaison mit dem Cellisten Daniel Müller-Schott und Michael Francis am Pult. 



Quelle: Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz