Speyer – Das Historische Museum der Pfalz und das Historische Museum Saar initiieren deutschlandweit eine einzigartige Plattform für digitale Live-Führungen. Erste Angebote für Schulklassen sind in der Testphase.

Seit 2022 beteiligt sich das Historische Museum der Pfalz als Tandempartner an der Entwicklung der innovativen Plattform „Vimuki“. Die Idee dazu entstand 2020 in Saarbrücken am Historischen Museum Saar. Die Plattform will zukünftig bundesweit digitale Angebote von Museen, insbesondere digitale Live-Führungen, bündeln und dem Museumspublikum zur Verfügung stellen. Ermöglich wurde „Vimuki“ durch die Teilnahme der Museen an dem von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gesteuerten und koordinierten Verbundprojekt „museum4punkt0, in dessen Rahmen deutschlandweit unterschiedlich ausgerichtete Museen bei der Entwicklung digitaler Anwendungen gefördert werden.

Das Besondere am Vimuki-Projekt: Die Live-Führungen werden durch eine Regie im Hintergrund begleitet, so dass erklärende Videos, 3D-Anwendungen oder Nah- und Detailaufnahmen von Objekten während der Führung ergänzt werden können. Zudem ermöglicht es dieses Angebot, Museumsbereiche zu zeigen, die sonst für den Publikumsverkehr nicht zugänglich sind, wie das Museumsdepot oder geschlossene Sammlungsausstellungen.

In Speyer hat die Testphase „Vimuki“ begonnen: Im Januar fand eine digitale Liveführung für eine 7. Klasse des Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasiums statt. Die Führung dauerte etwa 60 Minuten und stellte die Sammlung Urgeschichte vor. Filmbeiträge, Fotos und 3D-Scans einzigartiger Originale wurden durch die Regie in die Führung integriert und boten den Jugendlichen eine abwechslungsreiche Einführung in die Sammlung. Interaktive Elemente wie ein Quiz banden die Schülerinnen und Schüler zudem aktiv ein.

Die Kinder verfolgen die digitale Führung im Klassenzimmer am Laptop oder auf der Leinwand. Interaktive Elemente laden zum Mitmachen ein. (Bildnachweis: Historisches Museum der Pfalz, Foto: Julia Paul)
Die Kinder verfolgen die digitale Führung im Klassenzimmer am Laptop oder auf der Leinwand. Interaktive Elemente laden zum Mitmachen ein. (Bildnachweis: Historisches Museum der Pfalz, Foto: Julia Paul)

„Der erste Versuch wurde von den Schülerinnen und Schülern in der Nachbesprechung sehr positiv bewertet. Gut kamen die persönliche Ansprache durch die Museumsführerin und die Schätzaufgaben an, aber auch bestimmte einzelne Objekte. Für das Museum dürfte am interessantesten sein, dass die Klasse die virtuelle Führung keineswegs als Ersatz für den persönlichen Museumsbesuch betrachtete, sondern dass die jungen Leute erklärten, dass sie von der Führung per Bildschirm zu einem tatsächlichen Besuch des Museums motiviert wurden, sei es im Rahmen einer Schulveranstaltung oder privat mit Familie und Freunden.“

Schulleiterin Lenelotte Möller

„Die Zusammenarbeit mit einer Schule ist für die Entwicklung eines digitalen Angebotes unabdingbar und das Feedback von Schülerinnen und Schülern sowie der Lehrkräfte äußerst wertvoll“,

fasste Cathérine Biasini, die Leiterin des Vimuki-Projekts am Historischen Museum der Pfalz, die Erfahrungen der Testphase zusammen.

Die Sammlungen „Urgeschichte“ und „Römerzeit“ sind für den Publikumsverkehr im Historischen Mueum der Pfalz zurzeit nicht zugänglich.

Johanna Kätzel (r.) und Leah Houy vom Historischen Museum der Pfalz beim Einrichten und Testen des Regieplatzes. (Bildnachweis: Historisches Museum der Pfalz, Foto: Julia Paul)
Johanna Kätzel (r.) und Leah Houy vom Historischen Museum der Pfalz beim Einrichten und Testen des Regieplatzes. (Bildnachweis: Historisches Museum der Pfalz, Foto: Julia Paul)

„Mit Vimuki gelingt es uns, aus der Not eine Tugend zu machen. Durch einen Sanierungsstau können wir seit vielen Jahren unsere bedeutenden Objekte aus verschiedenen Epochen der pfälzischen Geschichte nicht ausstellen. Nun machen wir sie für Schülerinnen und Schüler auf digitalem Weg sichtbar“,

erklärte Alexander Schubert, Leitender Direktor des Historischen Museums der Pfalz. Cathérine Biasini ergänzte:

„Die Entwicklung von digitalen Live Führungen bieten für Museen vielfältige Möglichkeiten, sei es die Ausstellungen für Besuchergruppen zu öffnen, für die der Besuch des Museum nicht so einfach umzusetzen ist, sei es um besondere Erlebnisse zu gestalten.“

Das „Museum ins Klassenzimmer bringen“ will auch Simon Matzerath, der Direktor des Historischen Museums Saar und Projektleiter in Saarbrücken.

Simon Matzerath, Direktor des Historischen Museum Saar und Cathérine Biasini vom Historischen Museum der Pfalz in Speyer haben als Tandempartner zusammengearbeitet. (Bildnachweis: Historisches Museum Saar, Foto: Oliver Dietze)
Simon Matzerath, Direktor des Historischen Museum Saar und Cathérine Biasini vom Historischen Museum der Pfalz in Speyer haben als Tandempartner zusammengearbeitet. (Bildnachweis: Historisches Museum Saar, Foto: Oliver Dietze)

„Aufgrund des geringen Zeitaufwands, der für die digitalen Ausflüge ins Museum mit Vimuki eingeplant werden muss, können Schulen nicht nur ein Mal pro Jahr das nächstgelegene Haus besuchen, sondern immer dann eine solche Bereicherung des Schulalltags einplanen, wenn sich ein Anknüpfungspunkt im Unterricht an eine Sammlung oder eine Ausstellung eines Hauses bietet und egal, wo sich dieses Museum befindet.“

"museum4punkt0" ist ein deutschlandweites Verbundprojekt für die digitale Kulturvermittlung. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz vernetzt in dem von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) geförderten Projekt seit 2017 unterschiedlich ausgerichtete Museen, die im Verbund eine große Bandbreite digitaler Anwendungen für die interaktive und partizipative Vermittlung des Kulturerbes entwickeln.

Weitere Informationen über Vimuki sind unter www.vimuki.org zu finden, über das Verbundprojekt museum4punkt0 unter www.museum4punkt0.de.

Quelle: Historisches Museum der Pfalz