Kaiserslautern – Mit der offiziellen Vorstellung des neuen Akku-Triebwagens Typ ‚Flirt‘ für das sogenannte ‚Pfalznetz‘ am Tag der Schiene im DB-Betriebswerk am Hauptbahnhof Kaiserslautern starteten am 20. September 2025 die Projektpartner Zweckverband ÖPNV Rheinland-Pfalz Süd, Landesmobilitätsministerium, DB Regio und Fahrzeughersteller Stadler die Realisierungsphase des Zukunftsprojektes Akku-Zug Pfalznetz.
Die Projektpartner betonten im Rahmen einer Talkrunde die beeindruckende Technik und den modernen Reisekomfort. Teilnehmer waren Landesmobilitätsministerin Katrin Eder, Zweckverbandsvorsitzender Landrat Dietmar Seefeldt, Jürgen Meyer, Referatsleiter ÖPNV, Binnenschifffahrt und Logistik im Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz des Saarlandes, Dr. Silke Janser, Vorsitzende der Regionalleitung DB Regio Mitte, Oberbürgermeisterin Beate Kimmel und Bernd Resch, Projektleiter Akkuzug Pfalz bei Stadler Deutschland.
Ab Frühjahr 2026 werden die neuen Züge zunächst in der südlichen Pfalz eingesetzt und Zug um Zug nahezu alle Dieselzüge auf einem 240 km umfassenden Bahnstreckennetz in der West- und Südpfalz einschließlich der über den Rhein führenden Strecke nach Karlsruhe sowie im saarländischen Niedtal ablösen.

Beeindruckende Technik, moderner Reisekomfort
Die zweiteiligen Triebwagen sind 55,5 Meter lang und sind auf eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h ausgelegt. Auf den elektrifizierten Strecken fährt der FLIRT Akku wie ein klassischer Elektrotriebwagen unter Fahrdraht und lädt dabei gleichzeitig die Traktionsbatterien. Auch jeder Bremsvorgang führt Energie zurück. Wo der Fahrdraht endet, fährt er im Batteriebetrieb weiter. Die betriebliche Reichweite im Batteriemodus liegt laut Herstellerangaben bei mindestens 80 Kilometern. Im Pfalznetz liegt nach der Fertigstellung von Teilelektrifizierungen der längste Streckenabschnitt ohne Elektrifizierung bei rund 48 Kilometern. Damit bieten die Akkus ausreichende Reserven, um bei Abweichungen im betrieblichen Alltag die Züge zu den Ladestationen weiterzufahren.
Mit 172 Sitzplätzen, einschließlich einem kleinen Anteil in der ersten Klasse, werden mehr Plätze als in den aktuell eingesetzten Dieseltriebwagen angeboten. Der Triebzug ist durchgängig klimatisiert, mit WLAN und Steckdosen ausgestattet und bietet eine zeitgemäße Kundeninformation sowie eine behindertengerechte Toilette im Zug. Neu ist ein Bereich mit loungeähnlicher Platzanordnung hinter einem der zwei Führerstände. Zudem bieten großzügige Multifunktionsabteile an allen Einstiegsbereichen viel Platz für Kinderwagen, Rollstühle und Fahrräder. Mit Blick auf die Barrierefreiheit besitzen alle Fahrzeuge eine automatische Spaltüberbrückung, die den Abstand zwischen dem Fahrzeug und der Bahnsteigkante schließt.

Schrittweise Umstellung im künftigen Einsatznetz
Nach einem Probebetrieb rund um Kaiserslautern und Landau ab Frühjahr 2026 werden die neuen Akkuzüge nach aktuellem Stand ab voraussichtlich Mitte 2026 die planmäßigen Fahrten der Regionalexpress- und Regionalbahnlinien zwischen Kaiserslautern, Neustadt an der Weinstraße, Landau und Karlsruhe übernehmen (RE 6/RB 51). Dann soll der Einsatz auf den Regionalbahnverbindungen in Richtung Saarland folgen – zunächst zwischen Saarbrücken, Zweibrücken und Pirmasens (RB 68), anschließend zwischen Dillingen und Niedaltdorf (RB 77). Die weiteren Linien folgen dann schrittweise:
- Ab Dezember 2026 die Linien ab Kaiserslautern nach Pirmasens (RB 64), Lauterecken-Grumbach (RB 66) und Kusel (RB 67),
- Ab Dezember 2028 die Linie im Queichtal von Landau nach Pirmasens (RB 55),
- Ab Dezember 2029 die Linie auf der Bahnstrecke von Winden nach Bad Bergzabern (RB 54).
Die heutigen Dieselfahrzeuge werden dabei Schritt für Schritt durch die neuen Akkuzüge ersetzt. Für einen gewissen Übergangszeitraum stehen die Dieselfahrzeuge zudem als Rückfallebene zur Verfügung, da eine hohe Betriebsstabilität bei der Umstellung auf die neue Zuggeneration für den Zweckverband oberste Priorität hat.
Taktgeber der schrittweisen Ausweitungen des Akkuzug-Einsatzes wird die Realisierung der Oberleitungsinselanlagen sein, welche – unter Förderung des Bundes und mit finanzieller Unterstützung des Landes bzw. des ZÖPNV Süd – bis Ende 2029 fertiggestellt sein sollen und für die Energiezufuhr in die Batterien der neuen Fahrzeuge erforderlich sind. Diese werden in den Bahnhöfen Landau und Winden sowie im Bereich des Bahnhofes Pirmasens Nord und in den Endbahnhöfen Kusel und Lauterecken errichtet. Ergänzend wird ein ca. drei Kilometer langes Streckenstück zwischen Pirmasens Nord und dem neuen Fehrbacher Tunnel (nördlich vor dem Pirmasenser Hbf) elektrifiziert, da dieses Streckenstück eine für Eisenbahnverhältnisse große Steigung aufweist.
Das heutige Fahrplanangebot wird dabei im Wesentlichen beibehalten und in Einzellagen verbessert werden. Der neue Verkehrsvertrag zwischen der DB Regio AG und dem Zweckverband ÖPNV Rheinland-Pfalz Süd sowie den Ländern Baden-Württemberg und dem Saarland hat eine Laufzeit von Dezember 2025 bis Dezember 2040. Rund 4,6 Millionen Zugkilometer werden im gesamten Akku-Netz jährlich erbracht.
Quelle: Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd