Lambrecht – Alle fünf Jahre werden in Lambrecht am Pfingstsonntag und -montag die Geißbockfestspiele aufgeführt. Am heutigen Pfingstsonntag, 28.05.2023, war auf dem Tuchmacherplatz die erste Aufführung zu sehen.

Ging es historisch gesehen um die Weiderechte der Stadt Lambrecht im Deidesheimer Wald und verschiedener Verfehlungen, steht heute das Brauchtum und der Spaß im Vordergrund.

Hans Joachim Hinrichs, Vorsitzender des Verkehrsvereins Lambrecht (Foto: Holger Knecht)
Hans-Joachim Hinrichs, Vorsitzender des Verkehrsvereins Lambrecht (Foto: Holger Knecht)

Inhalt des Geißbockfestspiels

In acht Bildern wird die Geschichte der Lambrechter Geißbocktradition nachgespielt.

  1. Gründung des Klosters St. Lambrecht durch den Grafen Otto von Worms und seine Gattin Judith zu Ehren des heiligen Lambertus.
  2. Szene aus der Klosterschule. Die Klosterschülerin Adelheid entflieht mit ihrem hoch zu Ross gekommenen Liebsten, dem wilden Ritter Heinrich von der nahen Burg Spangenberg.
  3. Die Bürgermeister von St. Lambrecht und Deidesheim tragen ihren Streit um die Weiderechte im Deidesheimer Wald Kaiser Ruprecht vor, der die „Feuerköpfe“ beruhigt.
  4. Der Schultheiß von St. Lambrecht führt die wallonischen Neubürger vor Kurfürst Friedrich III. und den Pfalzgrafen Johann Casimir und bitten um Asyl für die wallonischen Flüchtlinge.
  5. In dramatischer Darstellung werden Krieg, Hunger und Pest personifiziert. Eine Szene mit Landsknechten und einem Wirt zeigt, was die Menschen im Dreißigjährigen Krieg erdulden mussten. Das Bild klingt aus mit einer frohen Friedensszene.
  6. Der Franzosenkaiser Napoleon I. und sein Minister entscheiden im Feldlager in Burgos (Spanien) über die Beschwerde von Deides-heim, dass St. Lambrecht den Tributbock weiterliefern muss, und zwar „un bouc bien cornu et bien capable“.
  7. In köstlichem Pfälzer Dialekt geht es um die Beauftragung des jüngsten Lambrechter Bürgers mit der Lieferung des Tributbockes nach Deidesheim. Dabei will ihn seine jungangetraute Gattin begleiten, was dazu führt, dass neuerdings beide Eheleute den Bock führen.
  8. Ehepaar und Bock erleben in Deidesheim bittere Enttäuschung, denn der Rat der Weinstadt verweigert die Annahme des Geißbocks, weil er erstens nach Sonnenaufgang angekommen ist und zweitens nicht den Vorschriften entspreche. Es gibt einen heftigen Disput mit köstlichen Einzelszenen echten Pfälzer Humors.

Bei den Geißbockspielen stehen ca. 120 Personen auf und hinter der Bühne.

Im Anschluss an die Pfingstsonntag-Aufführung spielte der Musikverein Königsbach zur Unterhaltung.

Karl-Günter Müller, Stadtbürgermeister Stadt Lambrecht (Foto: Holger Knecht)
Karl-Günter Müller, Stadtbürgermeister Stadt Lambrecht (Foto: Holger Knecht)

Zweite Aufführung am Pfingstmontag

Am morgigen Pfingstmontag findet um 14 Uhr die zweite Aufführung der Geißbockfestspiele statt. Im Anschluss an das Schauspiel wird der Tributbock an das jüngstvermählte Brautpaar der Stadt Lambrecht übergeben und die Abordnung der Stadt Deidesheim prüft, ob der Bock tauglich ist (un bouc bien cornu et bien capable = gut gehörnt und gut gebeutelt). Danach unterhält SEMPRE 4 EVER.