Ludwigshafen – Auch in diesem Jahr startet die Staatsphilharmonie traditionell mit dem Festival Modern Times in die neue Saison. Durch ein paar Neuerungen erhält die 11. Auflage jedoch eine etwas andere Ausrichtung. So finden die Konzerte in diesem Jahr ausschließlich in Ludwigshafen statt. Dabei bilden die Philharmonie und der Pfalzbau als Spielstätten eine Achse, um den Festivalstandort zu stärken.

Neu ist außerdem die Festivalbar, welche die Modern Times-Reihe als begleitendes Format flankiert und im Vorgriff oder Nachgang zu den Veranstaltungen in der Philharmonie stattfindet. Die Festivalbar bietet mit Late Night beziehungsweise After Concert Talks die Möglichkeit, mit den Beteiligten ins Gespräch zu kommen und tiefer in die Ideen und Programme des Festivals einzusteigen. Der programmatische rote Faden von Modern Times bleibt jedoch unangetastet: Das Orchester begibt sich auf eine musikalische Entdeckungstour zurück in das beginnende 20. Jahrhundert, der Gründungszeit des Orchesters. Die Zentren in Europa und Übersee – Berlin, Prag, Wien, New York und London – waren in den wilden Zwanzigern Keimzellen künstlerischer Innovation und stehen jeweils als Konzerttitel Pate.

„Unsere Zeit ist ähnlich wie das beginnende 20. Jahrhundert von gesellschaftlichen Umwälzungen und Extremen geprägt. Die Musik aus dieser Ära kann als künstlerische Antwort auf die gesellschaftlichen Gegebenheiten gelesen werden und hilft uns darüber hinaus unsere eigene Gegenwart besser zu verstehen. Dafür stehen selten gespielte Werke und außergewöhnliche Bearbeitungen auf dem Konzertprogramm sowie eine spannende Musicalproduktion.“ 

Intendant Beat Fehlmann

Zu den einzelnen Konzerten: 

Modern Times 1: Berlin

Am Freitag, 1. September 2023 eröffnet das Orchester mit dem Stummfilmklassiker „Metropolis“ das Festival Modern Times und die Saison 23-24. Die Filmvorführung mit Live-Orchesterbegleitung findet gemeinsam mit Dirigent Stefanos Tsialis im Ludwigshafener Pfalzbau statt. Gespielt wird die Originalmusik von Gottfried Huppertz. Der expressionistische Stummfilm „Metropolis“ von Regisseur Fritz Lang wurde nach der gleichnamigen Romanvorlage von Thea von Harbou gedreht. Das Geschehen führt in eine Großstadt, in der die Probleme der Arbeiterklasse und der Reichen und Mächtigen offenbar werden. Zudem spielen hochmoderne Technik und die Beziehung von Mensch und Maschine eine bedeutende Rolle. Entwicklungen wie der Umgang mit Künstlicher Intelligenz stellen einen unmittelbaren Bezug zu unserer heutigen Lebensrealität her und verleihen dem Kultfilm eine erschreckende Aktualität. 

Am Vorabend des ersten Modern Times-Konzerts, am 31. August, lädt Pianist Kai Adomeit zum Late Night Talk ein und bringt dem Publikum die Kunst der Stummfilmmusikbegleitung am Flügel näher. 

Elena Harsányi (Foto: Adrienne Meister)
Elena Harsányi (Foto: Adrienne Meister)

Modern Times 2: Prag

Arnold Schönbergs „Pierrot Lunaire“ gilt heute als Meilenstein der Moderne. Ein Kammerensemble der Staatsphilharmonie führt das Skandalwerk von 1912 am Sonntag, 03. September 2023 gemeinsam mit Chefdirigent Michael Francis und der Sopranistin Elena Harsányi in der Ludwigshafener Philharmonie auf. Arnold Schönbergs „Pierrot Lunaire“ für Klavier, Flöte, Klarinette, Geige und Cello entstand 1912 als Auftragswerk der Schauspielerin Albertine Zehme. Sie wünschte sich einen Zyklus zu den expressionistischen Gedichten von Albert Giraud aus seinem Gedichtband „Pierrot Lunaire“ in Form des Melodrams. Schönberg setzte 21 Gedichte daraus in atonale Musik, die beim damaligen Publikum unterschiedlich aufgenommen wurde: Während das Werk in Mannheim begeisterte Zustimmung fand, erlebte es im Prager Kammermusikverein einen Konzertskandal. Auf der Suche nach die alten Grenzen sprengenden Ausdrucksmöglichkeiten fand Schönberg zu einem Sprechgesang, der nur ungefähre Tonhöhen kennt und die traumwandlerischen Texte in die Surrealität überführt. 

Im Anschluss an das Konzert laden Michael Francis und das Ensemble zum After Concert Talk ein. 

Modern Times 3: Wien

Am Freitag, 08. September 2023 wird Gustav Mahlers 9. Sinfonie unter der Leitung von Chefdirigent Michael Francis aufgeführt. Diese Sinfonie ist voller Geheimnisse. Alle Komponisten, die „eine Neunte geschrieben haben, standen dem Jenseits zu nahe. Vielleicht wären die Rätsel der Welt gelöst, wenn einer von denen, die sie wissen, die Zehnte schriebe. Und das soll wohl nicht sein.“, schrieb Arnold Schönberg. Große Veränderungen lagen in der Luft als Mahler im Jahr 1910 seine Sinfonie vollendete. 1910 und 2023 – auch hier lassen sich Parallelen ziehen. Genau solche Bezüge zwischen Heute und Damals und sollen mit dem Festival Modern Times ausgelotet werden.  

Am Vorabend des -Konzerts, am 07. September, lädt Chefdirigent Michael Francis zum Late Night Talk ein.

Frank Dupree (Foto: Raphael Steckelbach)
Frank Dupree (Foto: Raphael Steckelbach)

Modern Times 4: New York

Am 15. September gastiert der junge Pianist Frank Dupree im Pfalzbau. Er ist dem Orchester bereits lange freundschaftlich verbunden. Durch sein brillantes Spiel, seine mitreißende Begeisterung und seine unbändige Energie hat er das Staatsphilharmonie-Publikum jedes Mal zum Staunen gebracht. Mitbringen wird er das 5. Klavierkonzert des ukrainisch-russischen Komponisten Nikolai Kapustin, das die Grenzen zwischen Jazz und Klassik auslotet. 

Am Vorabend des -Konzerts, am 14. September, lädt Frank Dupree zum Late Night Talk ein.

Modern Times 5: London

Am Samstag, 16. September 2023 geht das Festival Modern Times mit dem Musical „ Me and my Girl“ zu Ende. Neben dem Broadway hatte das Musical sehr früh eine zweite Heimat, die Theater des Londoner West End. Dort wurde am 16. Dezember 1937 im Victoria Palace Theater „Me and My Girl“ uraufgeführt und mit 1646 Vorstellungen zum erfolgreichsten britischen Musical der 1930er Jahre. 

Young Classic Project bei Modern Times: Zur Förderung und Unterstützung von jungen Initiativen in der Metropolregion Rhein-Neckar kooperiert die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz beim Festival Modern Times in der Saison 23–24 mit dem Kettenheimer Hof e.V.

Vorverkauf
online: www.staatsphilharmonie.de,
per Mail: karten@staatsphilharmonie.de

Alle Festival-Konzerte im Überblick


Quelle: Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz