Kaiserslautern – „Von der Eisenbahnzeit über die Ludwigshafener Zeit bis zur Sommerzeit“ heißt der Vortrag von Dr. Felix Schmidt aus Zweibrückenam Mittwoch, 3. April, um 19 Uhr im Vortragssaal des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde (IPGV) in Kaiserslautern, Benzinoring 6 (Eintritt frei). Er beschäftigt sich mit der Einführung standardisierter Uhrzeiten in der Pfalz und wird in Kooperation mit der Bezirksgruppe Kaiserslautern im Historischen Verein der Pfalz angeboten.

Während bis Mitte des 19. Jahrhunderts jeweils noch die individuellen Ortszeiten verwendet wurden, entstand mit der Verbreitung der Eisenbahn die Notwendigkeit einheitlicher Uhrzeiten. In der Pfalz wurde vor der Einführung der Mitteleuropäischen Zeit 1892 zunächst die Ludwigshafener Ortszeit als Einheitszeit verwendet. Im jungen deutschen Nationalstaat sollte dann ab 1893 die deutschlandweite Einheitszeit auch zur Identitätsbildung beitragen. In den Folgejahrzehnten blieb die Frage neuer staatlicher Zeitregelungen Gegenstand intensiver gesellschaftlicher Debatten. Dies galt für die erstmalige Einführung der Sommerzeit während des Ersten Weltkriegs ebenso wie für die Einführung der Uhrzeit der französischen Besatzungsmacht nach Kriegsende. Jahrzehntelang blieb der Einfluss der offiziellen Uhrzeit aber, gerade im ländlichen Raum, noch beschränkt. Die Uhrzeit-Regelung ist ein Phänomen, das wie kaum eine andere staatliche Vorgabe das private Leben der Menschen vollständig durchdringt, weshalb Zeitregelungen stets für gesellschaftliche Konflikte sorgten und beispielsweise mit der Sommerzeit bis heute eine viel diskutierte Frage darstellen. Der Referent beschreibt dieses Phänomen der Industrialisierung als greifbare Erfahrung in lokalen Kontexten und stellt Stadt-Land-Konflikte angesichts der Zeitstandardisierungen dar.

Dr. Felix Schmidt, geboren 1990 in Zweibrücken, studierte Geschichte und Politikwissenschaft in Heidelberg und Paris. Von 2016 bis 2021 war er Doktorand an der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Heidelberg und an der École des hautes études en sciences sociales Paris. In seinem Promotionsprojekt beschäftigte er sich mit der Einführung standardisierter Uhrzeiten in Deutschland während der Industrialisierung. Von 2018 bis 2021 war Schmidt Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung. Beruflich ist er seit 2021 im rheinland-pfälzischen Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration tätig und leitet dort seit Dezember 2023 das Referat für Archive, nichtstaatliche Museen, Landesgeschichte, Heimatpflege und Digitalisierung in der Kultur.


Quelle: Bezirksverband Pfalz


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