Bad Dürkheim – Ausstellung im Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir vom 29. September 2024 bis zum 31. Januar 2025 – Ausstellungseröffnung: Sonntag, 10.10.2024, 16.00 Uhr.
Kennen Sie Rosa Maas? Die Opern- und Konzertsängerin, 1858 als Spross einer jüdischen Familie in Dürkheim geboren, war viele Jahre auf den Bühnen der Welt unterwegs. München, London und Paris waren nur einige Stationen ihres Lebensweges. Mit 47 Jahren kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück, um sich hier ihren lang gehegten Traum zu verwirklichen und Bad Dürkheim ein Stück Kultur zu geben, das über die Region hinaus für viele Jahre zum guten Renommée der jungen Kurstadt beitragen sollte: 1909 rief sie die Festspiele Limburg-Hardenburg ins Leben, die sich als ein voller Erfolg erwiesen und die sie bis 1927 mit ihrer ganzen Kraft leitete.
Nicht nur die Geschichte der Rosa Maas ist ein Beleg dafür, wie weit die Integration der jüdischen Bürger an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert fortgeschritten war. Anhand weiterer Beispiele dokumentiert die Ausstellung, in welch besonderem Maß sich Mitglieder der Bad Dürkheimer jüdischen Gemeinde um ihre Heimatstadt verdient gemacht haben: Jonathan Gernsheim, passionierter Sammler und Heimatforscher, gehörte 1871 zu den Gründern des Altertumsvereins und war der erste Museumsleiter und Kustos der Sammlung. Ludwig Strauß, Stadtratsmitglied und Synagogenvorstand, kam als junger Lehrer an die Bärmannschule. Viele Jahrzehnte engagierte er sich im politischen und gesellschaftlichen Leben, unter anderem als Stadtrat, als Vorsitzender des Gewerbevereins oder als langjähriger Dirigent der Liedertafel. Dr. Veit Kaufmann, hochangesehener Arzt und Schüler von Rudolph Virchow, war 1894 Mitbegründer der Pfälzischen Kinderheilstätten und ermöglichte so Tausenden von kranken Kindern bedürftiger Eltern den notwendigen Kuraufenthalt in Bad Dürkheim. In Kurzbiografien werden diese und andere Mitglieder der jüdischen Gemeinde vorgestellt, die sich besondere Verdienste um ihre Heimatstadt erworben haben.
Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Dürkheim reicht weit zurück. Als Sitz des Bezirksrabbiners Dürkheim-Frankenthal kam ihr eine herausragende Stellung in der Region zu. Mittelpunkt der aufblühenden und selbstbewussten Gemeinschaft war die 1749 errichtete Synagoge. Das Gebäude an der ehemaligen Ecke Wachenheimer Straße und Entengasse war mit aufwendiger Malerei reich verziert und mit Ornamentfenstern ausgestattet. Besonders im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich ein aktives Gemeindeleben. Nicht ohne Stolz stellte 1920 Ludwig Strauß als damaliger Synagogenvorstand diese erfreuliche Entwicklung seiner Gemeinde in einem kleinen Buch vor.
Die Ausstellung widmet sich auch dem Schicksal der jüdischen Bürger während der NS-Diktatur und macht deutlich, wie schnell die Ausgrenzungspolitik der Nationalsozialisten ihre fatale Wirkung zeigte. Wie überall, so wurde auch in Bad Dürkheim die jüdische Bevölkerung durch eine diskriminierende Gesetzgebung allmählich ausgegrenzt. Viele gingen noch rechtzeitig in die Emigration, die noch Verbliebenen wurden 1940 nach Frankreich deportiert, fast alle später in den Vernichtungslagern im Osten ermordet. Bis dahin hatten sie über Jahre Drangsalierung und Gewalt erfahren müssen, nicht nur in der Pogromnacht am 9. November 1938, als auch die Dürkheimer Synagoge geplündert wurde. Bis zur Zerstörung durch die alliierten Bombenangriffe am 18. März 1945 diente der Bau als Redaktionsbüro der Zeitung „NSZ-Rheinfront“.
Exponate aus den Beständen des Stadtmuseums, aus dem Landesarchiv Speyer, dem Historischen Museum der Pfalz sowie von privaten Leihgebern vermitteln einen Einblick in das jüdische Alltagsleben in Bad Dürkheim von den Anfängen bis zu ihrem Ende in der Zeit der NS-Herrschaft.
Quelle: Stadt Bad Dürkheim