Neustadt an der Weinstraße – Männer und Frauen, Arbeiter und Großbürger, Deutsche, Franzosen und Polen zogen am 27. Mai 1832 zum Hambacher Schloss hinauf. Mehr als 30.000 Menschen folgten damals dem Aufruf des Journalisten und Juristen Dr. Philipp Jakob Siebenpfeiffer. Er hatte sich vom königstreuen Staatsdiener zum Revolutionär gewandelt, der für liberale Ideen und ein geeintes Deutschland eintrat und einer der Hauptredner des Hambacher Festes war.

Unter diesem Namen ging der Demonstrationszug für Freiheit und Einheit in die Geschichte ein. Er ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Einheit Deutschlands und Europas.

Demokratiegeschichte im Schloss

So wurde das hoch über dem gleichnamigen Ort liegende Hambacher Schloss nahe Neustadt an der Weinstraße in der Pfalz zum Symbol der deutschen Demokratiebewegung. Wie es dazu kam und welche Folgen dieser Demonstrationszug hatte, erfahren Besucher dort in der Ausstellung „Hinauf, hinauf zum Schloss!“. Man kann Ausschnitte der Reden Siebenpfeiffers hören und vieles betrachten, das die Geschichte des Vormärz verdeutlicht, also der Zeit zwischen der Julirevolution 1830 in Frankreich und der Deutschen Revolution, die im März 1848 begann. Eine Miniaturdarstellung aus Playmobilfiguren veranschaulicht, wie der Festzug damals ausgesehen hat. Besucher können außerdem in historische Kleidung schlüpfen und sich ganz wie ein Teilnehmer des Hambacher Festes fühlen. 

Hambacher Schloss (Foto: Pfalz-Touristik e.V./Dominik Ketz)
Hambacher Schloss (Foto: Pfalz-Touristik e.V./Dominik Ketz)

Von der Druckerpresse bis zur Fahne

Eine alte Druckerpresse ist zu sehen, die an die Zeit erinnert, in der keiner seine Meinung frei äußern und verbreiten durfte, Schriften zensiert und Pressen versiegelt wurden. Erstmals wehte beim Hambacher Fest die schwarz-rot-goldene Fahne, die zum Symbol für die nationale Einheit auf dem Kastanienberg wurde. Ein etwas verblasstes, aber nach wie vor beeindruckendes Exemplar dieser Flagge ist noch in der Ausstellung zu sehen. Auch inszenierte Führungen gibt es, bei denen die Guides in die Rolle von Freiheitskämpfern schlüpfen und als Zeitzeugen von den Ereignissen berichten. 

Ausstellungsort mit herrlicher Aussicht

Vorrevolutionäre Zustände prägten die damalige Zeit. Das Land war in geistliche und weltliche Territorien zersplittert. Die Zensuren wurden immer rigider, die persönlichen Freiheiten eingeschränkt. Gleichzeitig hatte König Ludwig die Pfalz mit hohen Zöllen und Steuern belegt, sodass die Menschen in wirtschaftliche Not gerieten. Das alles bereitete den Weg für das Hambacher Fest. Das Schloss selbst war damals eine Ruine. Heute ist es ein sehenswertes Bauwerk, das Besuchern ermöglicht, in die Geschichte des Vormärz einzutauchen. Es bildet auch den historischen Rahmen für Veranstaltungen, die das ganze Jahr über stattfinden, und bietet obendrein eine herrliche Aussicht über das weite Land der Pfalz.

Die Deutschland-Flagge auf dem Schlossturm (Foto: Pfalz-Touristk GmbH/Dominik Ketz)
Die Deutschland-Flagge auf dem Schlossturm (Foto: Pfalz-Touristk GmbH/Dominik Ketz)

Quelle: Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH