Neustadt an der Weinstraße – Jugend, Europa, Musik. Drei große Begriffe umreißen ein außergewöhnliches internationales Projekt, dessen Name auf Englisch folglich lautet: „Youth. Europe. Music.“ Das Projekt bringt junge Menschen aus Deutschland, Polen und Frankreich über Grenzen hinweg zusammen.

Und das mittels der universellen Sprache der Musik: Alle musizieren in einem gemeinsamen Orchester. Sozusagen als „Weimarer Dreieck der Jugend – musikalisch belebt“. In Polen hat dieses grenzüberschreitende Projekt im Frühjahr 2022 bereits für Furore gesorgt. Nun folgt im September der zweite Teil: der Gegenbesuch der polnischen Freundinnen und Freunde in der Pfalz und im Elsass. Unter anderem mit drei öffentlichen Konzerten setzen die jungen Menschen ein Zeichen für Frieden, Freiheit und Demokratie in Europa.

Der Auftakt der Konzertreihe findet am Donnerstag, 15. September 2022 um 18.30 Uhr im Festsaal des Hambacher Schlosses statt. Das hohe Niveau der jungen Musikerinnen und Musiker und das besondere Ambiente innerhalb der historischen Mauern lassen den Abend zu einem wahren Konzertgenuss werden. Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung allerdings erforderlich: anmeldung@hambacher-schloss.de

Die rund 60 Jugendlichen aus der polnischen Stadt Oświęcim, aus der Gegend um die elsässische Stadt Wissembourg und aus dem südpfälzischen Landkreis Südliche Weinstraße spielen als gemeinsames Ensemble Freiheitslieder und mehr aus ihren drei Nationen.

„Das Hambacher Schloss gilt seit dem Hambacher Fest 1832 als Wiege der Demokratie. Beim Ringen um Freiheit standen damals Franzosen, Polen und Deutsche gemeinsam genau hier auf dem Schlossberg. Die jungen Musikerinnen und Musiker treffen sich an einem historischen Ort der europäischen Völkerfreundschaft und wir alle feiern mit ihnen Europa. Die Stiftung Hambacher Schloss freut sich sehr, dieses wertvolle Projekt unterstützen du dürfen!“

Schlossmanagerin Ulrike Dittrich

Weitere Konzerte in Annweiler und Wissembourg:

Am Freitag, 16. September 2022, um 19 Uhr ist das Konzertprogramm im Hohenstaufensaal Annweiler zu hören. Am Samstag, 17. September 2022 erklingen, ebenfalls um 19 Uhr, die Instrumente der jungen Leute im Kulturzentrum la NEF in Wissembourg. Um Anmeldung wird gebeten unter www.nef-wissembourg.fr oder telefonisch unter +33 3 88 94 11 13 (bis 13. September 2022).

Wer steht hinter dem Projekt?

Für dieses mehrteilige Projekt haben sich die Kreismusikschule Südliche Weinstraße in Trägerschaft des Landkreises Südliche Weinstraße, die Ecole Municipale des Arts de Wissembourg und die Staatliche Musikschule in Oświęcim, Polen, sowie die Arbeitsstelle „Menschenrechtsbildung“ am Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften der Universität Koblenz-Landau (Campus Landau) und die Stiftung für die Internationale Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim/Auschwitz (Polen) zusammengeschlossen. Adrian Rinck, Leiter der Kreismusikschule Südliche Weinstraße und Prof. Dr. Matthias Bahr von der Universität in Landau sind auf deutscher Seite die treibenden Kräfte, die das Konzept entwickelt haben.

Jahrelange Vorbereitung mündete im Mai 2022 in einer vielbeachteten, gemeinsamen Reise von französischen und deutschen jungen Leuten nach Oświęcim in Polen, jener Stadt, die in der Zeit der deutschen Besatzung Auschwitz hieß. Beeindruckend war die gemeinsame Arbeit der französischen, deutschen und polnischen Jugendlichen in den Gedenkstätten und die Begegnung mit einer Zeitzeugin, die den Überfall auf Polen 1939 miterlebt und Auschwitz-Birkenau überlebt hatte. Diese Erfahrungen und das Nachdenken darüber, wie man heute die Welt menschenfreundlich gestalten kann, machten den Hintergrund für die musikalischen Vorbereitungen aus. Sie mündeten in ein Konzert des 3-Nationen-Orchesters am 77. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus im Konzertsaal der Musikschule von Oświęcim, wenige Kilometer entfernt von den Gedenkstätten von Auschwitz. Und diese Arbeit hat die Jugendlichen selbst sehr bewegt. Eine Musikerin sagte am nächsten Morgen, sie verstehe das gar nicht, sie habe nach dem Konzert immer wieder wie von selbst weinen müssen, das sei ihr noch nie passiert – so tief reichte die Auseinandersetzung mit der Musik, mit dem Ort, mit der Geschichte und der Gegenwart.

Politisches und geschichtliches Begleitprogramm

Auch beim Gegenbesuch der polnischen jungen Musikerinnen und Musiker in der Pfalz und im Elsass wird es ein konzeptionell starkes Begleitprogramm im Sinne des Bauens an dem „Haus Europa“ geben. Die Bedeutung der Demokratie, der Einsatz für die Menschenrechte, für Freiheit, Gleichheit und die Würde eines jeden Menschen auf dem europäischen Kontinent sollen dabei besonders im Fokus stehen. Was heißt es vor der gemeinsamen Geschichte, heute jugendliche Europäerin, jugendlicher Europäer zu sein? Für das Nachdenken und Diskutieren haben die Verantwortlichen bedeutende Orte in der Grenzregion ausgewählt. So besuchen die jungen Leute unter anderem das europäische Parlament in Strasbourg, wo sie im Innenhof ein Konzert geben werden. Das Fort Schoenenbourg der Maginot-Linie steht als mahnende Erinnerung im Programm. Ein Besuch des Straßburger Münsters, der Straßburger Synagoge de la Paix, des Speyerer Doms und des Hambacher Schlosses als Wiege der deutschen Demokratie und Kulisse des Hambacher Fests, bei dem Franzosen, Polen und Deutsche Seite an Seite für Freiheit demonstrierten, darf nicht fehlen. Ein Empfang in Bad Bergzabern, Rundgänge durch Wissembourg (das übrigens polnische Geschichte hat) und Landau (das übrigens französische Geschichte hat), je ein Pfälzer und ein Elsässer Kulturabend, Gespräche über die deutsch-französische Freundschaft, der Austausch mit dem Stadtpräsidenten von Oświęcim, Janusz Chwierut, und seiner Delegation, eine Weinbergwanderung, und, und, und runden das neuntägige Programm ab. Natürlich wird auch gemeinsam für die Konzerte geprobt werden, unter Leitung des begeisterungsfähigen, französischen Dirigenten Marc Bender. Das Ergebnis: erstklassige Konzerte der jugendlichen Musikerinnen und Musiker, aufgeladen durch die gemeinsamen Erfahrungen und im Bewusstsein des notwendigen Auftrages, gemeinsam Europa zu gestalten.

Mehr Informationen unter www.youth-europe-music.eu.

Quelle: Stiftung Hambacher Schloss